1. Moers Niederrhein

Stößchen, Duisburg!

Stößchen, Duisburg!

Die neue "Fledermaus" der Rheinoper macht die Zofe zur Putze und sich fleißig über Duisburger Metropolenträume lustig.

Eigentlich sieht's so aus, als hätte Regisseur Axel Köhler den Johann-Strauss-(Sohn)-Reißer nur sanft aktualisieren müssen. Aber Zofe kennt ja keiner mehr, bei "Putze" weiß jeder, was gemeint ist — und dass das gemein ist. Vom Allergemeinsten handelt diese Fledermaus, davon, dass hinter allen privaten und politischen Treue- und Freundschaftsschwüren nur die Lust aufs nächste Champagnerbesäufnis steckt. Das wiederum ist verzeihlich; auf der Strecke bleibt: Duisburg, die Stadt, die einfach nicht die Curve kriegt. Für die Expo-Real-Träume steht hier eine Weltraumtouristenrakete, die mit dem Knast auch das letzte Residuum "öffentlicher" Ordnung zum Einsturz bringt. Und auch die Rheinoper und ihr Publikum bleiben nicht ausgespart. Dass die Weiber aber auch immer hinterm Tenor her sind. Der — Ovidiu Purcel — macht tatsächlich stimmlich wie darstellerisch eine gute Figur, ebenso wie Norbert Ernst, Kay Stiefermann, Maria Perlt und Anke Krabbe als mitunter hochdramatische Wagner-Parodie.

Nur sanft aktualisiert also, der augenkrebsverdächtige Rosen-Zebra-Leoparden-Look von Bühne und Kostümen (beide großartig von Frank Philipp Schlößmann) passt gut zu den originalen wie neu reingeschrieben, mitunter schmerzhaft platten (aber verständlichen ...) Witzen. Trotz Trainer-Look wähnt man sich beim Frosch von Wolfgang Reinacher in der Wiener Uraufführung von 1874 — und angesichts des korkenknallend-überschäumenden Spiels der Duisburger Philharmoniker unter dem ehemaligen Duisburger Musikschule-Schüler Benjamin Reiners auch.

Eigentlich müsste man sich die Sause nochmal in Düsseldorf ansehen, ob die Scherze dann auf die Landeshauptstadt umgeschrieben oder, besonders gemein, einfach so gelassen werden. Ablachen in und über Duisburg geht jedenfalls vorerst noch am 13., 15., 20., 23., 25. und 29. Dezember; die Silvestervorstellung ist bereits ausverkauft. Karten: (0203) 283 62 100.

(Niederrhein Verlag GmbH)