1. Moers Niederrhein

22 tote Rehe in zwei Monaten

22 tote Rehe in zwei Monaten

Auf der Krefelder Straße kommt es seit Jahresbeginn vermehrt zu Wildunfällen. Die Jäger bitten die Autofahrer um erhöhte Aufmerksamkeit.

Der Familie Meiwes gehört das Kapellener Grundstück südlich der Krefelder Straße. Matthias Meiwes besitzt eine Jagdberechtigung für diese Fläche und ist somit auch verpflichtet, sich um verletzte Tiere in seinem Revier zu kümmern. „Die bei einem Wildunfall immer herbeizurufende Polizei überträgt dem Jäger die Pflicht, sich fachmännisch um das verletzte Tier zu kümmern und dieses im Sinne des Tierschutzes zu versorgen“, erklärt er und ergänzt: „Autounfälle enden für die meisten Rehe jedoch tödlich. Entweder liegt das Reh verletzt in unmittelbarer Unfallnähe und verhaart oder es springt im Schockzustand noch vor der Unfallstelle ab, wobei es dann kurze Zeit später qualvoll verendet. Wir sind für die Beseitigung des Leichnams verantwortlich.“

Der Abschnitt der Krefelder Straße zwischen dem Autobahnkreuz Moers und dem Landgasthaus Sellner bereitet Meiwes seit zwei Monaten Sorgen: Im Durchschnitt käme es hier zu zwei bis fünf Unfällen mit Rehwild im Jahr, seit Dezember wären es aber nun schon 22 Rehe, die nach einem Unfall verendet wären. „Allein in der ersten Januarwoche starben in dem Revier, für das wir die Aufsicht haben, 5 Rehe, 3 weitere kamen bislang hinzu. Auf Neukirchener Seite waren es bisher ebenfalls acht Rehe und ein paar Meter weiter wiederum 6. Die Zahlen sind alarmierend“, so der Kapellener Beständer. Die Polizei wurde in den meisten Fällen allerdings nicht hinzugezogen, ihre Statistik sieht ganz anders aus: 2018 waren auf der gesamten Krefelder Straße nur 7 Wildunfälle gemeldet worden, 848 waren es im gesamten Kreisgebiet. Für den Januar 2019 kann die Pressestelle der Kreispolizeibehörde Wesel nur 3 Fälle bestätigen.

Warum so viele Rehe diesen Winter die Fahrbahn queren, ist dem erfahrenen Jäger Meiwes ein Rätsel: „Normalerweise tut sich das Rehwild im Winter zu sogenannten Sprüngen zusammen, um sich gemeinsam in Hecken oder Wäldern zurückzuziehen oder nach Nahrung zu suchen. Irgendetwas scheint die Tiere in dieser Region jedoch stark in Aufruhr zu versetzen.“

Peter Malzbender, Nabu-Kreisgruppenvorsitzender, beobachtet dieses untypische Verhalten des Schalenwilds bereits seit geraumer Zeit im gesamten Kreisgebiet. Der häufigste Auslöser: unangeleinte Hunde, die für Unruhe in den Wäldern sorgen und die Wildtiere aufschrecken: „Auch wenn wir sie nicht sehen, Wildtiere sind im Forst oft ganz nah, nehmen uns viel früher wahr als wir sie und sie sind in der Lage, einzuschätzen, ob ein Hund an der Leine läuft oder nicht - also ob er eine Gefahr darstellt. Ein sich nähernder, unangeleinter Hund löst daher den Fluchtreflex aus, so dass es inzwischen auch vermehrt tagsüber zu Straßenquerungen kommt, was absolut untypisch ist.“ Warum ist gerade jetzt ein Anstieg an Wildunfällen zu beobachten? Zum einen gebe es momentan so viel Schalenwild wie noch nie, zum anderen würden sich Reh und Hund im kahlen Winterwald gegenseitig schneller entdecken, so dass es dementsprechend häufiger zur Flucht komme, so der Wildtierexperte, der an die Hundebesitzer appelliert, ihre Tiere nicht unangeleint durch den Wald laufen zu lassen und am Gehorsam zu arbeiten.

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Der Hegering Moers hat auf den vermehrten Wildwechsel bereits reagiert und seinen Jagdrevieren vor kurzer Zeit Wildwarnreflektoren zukommen lassen- ob sie tatsächlich helfen, stellt Matthias Meiwes aber in Frage. Seine Bitte an die Autofahrer: „Ein Wildunfall kann jedem passieren, denn die Tiere treten meist unvorhersehbar auf die Straße und niemand lässt es mit Absicht zu einem Unfall kommen. Doch auch wenn laut Jagdverband der Hauptunfallverursacher mit über 85 das Reh ist, bitten wir Jäger die Autofahrer ihre Geschwindigkeit im Winter den Witterungsverhältnissen anzupassen und mit erhöhter Aufmerksamkeit unterwegs zu sein.“

(Niederrhein Verlag GmbH)