1. Krefeld

Asyl: Fragen zu Kosten und Wohnraumnot

Asyl: Fragen zu Kosten und Wohnraumnot

Wegen der Errichtung zweiter Traglufthallen für Flüchtlinge stellte sich die Stadtspitze zum zweiten Mal den Fragen der Bürger. Diesmal in Hüls.

Gregor Micus hatte es geahnt. Das Bedürfnis der Bürger nach Information würde riesengroß sein. Also verlegte der Schuldezernent die Info-Veranstaltung am Mittwochabend in Hüls kurzerhand von der Gesamtschule in die benachbarte Turnhalle. Und auch deren üppige Ränge wurden proppenvoll.

Jeder wollte wissen: welche Veränderungen sind zu erwarten, wenn die Stadt im Januar auf dem Sportplatz Reepenweg eine Traglufthalle für 150 Asylbewerber errichtet?

Oberbürgermeister Frank Meyer machte zunächst auf eine Veränderung aufmerksam, die die gesamte Stadt betrifft: „Bis vor Kurzem dachten wir alle, dass Krefeld schrumpft”, verwies er auf die abnehmende Bevölkerungszahl, „jetzt aber ist absehbar, dass Krefeld eine wachsende Stadt werden wird.” Zwar sei das mögliche Wachstum an Bevölkerung nicht in Zahlen abschätzbar, weil niemand wisse, wie viele der Flüchtlinge hier blieben und wie es mit dem Familiennachzug ausschaue. Doch: „Langfristig ist das eine Chance für Krefeld”, betonte der Verwaltungschef.

Dazu hatte Stadtdirektorin Beate Zielke gleich die neuste Statistik parat: „Die Zahl von 3000 Asylbewerbern ist überschritten.” 37 Prozent der Menschen seien Jugendliche unter 18 Jahren.

Um die Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge sicher zu stellen, habe die Stadtverwaltung in diesem Jahr 150 neue Stellen geschaffen und werde im kommenden Jahr noch einmal 130 zusätzliche Stellen hinzufügen. Allerdings gäbe es auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr genug Sozialarbeiter, Techniker und andere benötigte Fachkräfte. „Wir suchen händeringend nach weiterem Personal”, bekräftigte Zielke.

Ein Bürger wollte nun wissen, wie sich die Kosten gestalten: „Im kommenden Jahr werden die Kitagebühren und die Grundsteuer erhöht”, zitierte er den Krefelder Haushaltsentwurf, „wird es weitere Erhöhungen geben”? Oberbürgermeister Meyer stellte klar, dass im Krefelder Haushalt 2016 keine Erhöhungen wegen der Aslybewerber vorgesehen seien. Der Bund und das Land NRW stellten den Städten pro Flüchtling einen Betrag von 10.000 Euro im Jahr zur Verfügung. „Ob dieser Betrag auskömmlich ist, kann derzeit aber niemand sagen”, schränkte Meyer ein. Zudem entstünden zusätzliche Kosten durch Maßnahmen zur Integration. „Diese Kosten kommen später auf uns zu.”

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Anwohner fragten nach den Belastungen, die durch die Belegung des Sportplatzes entstehen. Planungsdezernent Martin Linne erklärte, dass die Traglufthalle auf der südlichen Hälfte des Platzes errichtet werde und die nördliche für sportliche Aktivitäten frei bliebe. Ruhestörungen könnten aber nicht ausgeschlossen werden, wie Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk einräumte: „Bei 150 Menschen entsteht eine gewisse Geräuschentwicklung”. Zumal ein Drittel der Hallenbewohner Kinder seien. Zwei städtische Mitarbeiter seien aber ständig vor Ort, um die Einhaltung der üblichen Ruhezeiten zu gewährleisten.

Weitere Fragen betrafen die Schulpflicht der Flüchtlingskinder. Schuldezernent Micus bestätigte, dass die Kinder im Grundschulalter auf die beiden Hülser Grundschulen verteilt würden. „Das ist für die Lehrer eine Riesenherausforderung”, ist er sich bewusst. Schließlich gebe es unter den Kindern auch solche, die bisher noch nie eine Schule gesehen hätten, von den Sprachschwierigkeiten einmal ganz abgesehen.

Ganz dringend sucht die Stadt weitere Wohnungen, um Flüchtlinge unterzubringen. „Wir haben in diesem Jahr 300 Wohnungen neu angemietet”, erklärte Dezernent Linne. Das reiche aber nicht aus. „Das Sozialamt ist für jede Wohnung dankbar, die Sie anbieten können”, ermunterte Bezirksvorsteher Hans Butzen die Hülser Bevölkerung, freie Wohnungen zu melden.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)