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Evangelische Kirchengemeinde Homberg verkauft Kirche an Projektentwickler aus Düsseldorf: Neue Nutzung für die Rheinkirche

Evangelische Kirchengemeinde Homberg verkauft Kirche an Projektentwickler aus Düsseldorf : Neue Nutzung für die Rheinkirche

Die Rheinkirche an der Rheinstraße in Homberg hat einen neuen Besitzer. Gut ein Jahr nach dem letzten Gottesdienst haben sich die evangelische Kirchengemeinde und die Düsseldorfer Projektentwicklungsgesellschaft "Küssdenfrosch" geeinigt.

Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der "Hauswachküssgesellschaft", wie sie sich selbst bezeichnen, Kay Fromm und Andreas Knapp, haben mit dem relativ spontanen Erwerb des denkmalgeschützten Kirchenbaus ein spannendes Projekt übernommen. "Wir haben bereits zahlreiche historische Objekte saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Eine Kirche war bislang nicht darunter, aber wir sind überzeugt, dass uns das auch gelingt", verkündet Architekt Andreas Knapp mit Blick an die Decke des 15 Meter hohen Kirchenschiffs. "Der Erhalt von historischen Gebäuden ist uns eine Herzensangelegenheit. Und ihnen neues Leben einzuhauchen unsere Triebfeder. Je unmöglicher das Projekt erscheint, desto mehr Herausforderung für uns", ergänzt der Finanzierungsexperte Kay Fromm.

 Die Rheinkirche hat einen neuen Eigentümer, der auch gleich zur Erhaltung tätig werden muss. Sturmtief "Friederike" hatte einen Teil des Daches abgedeckt (im Bild rechts).
Die Rheinkirche hat einen neuen Eigentümer, der auch gleich zur Erhaltung tätig werden muss. Sturmtief "Friederike" hatte einen Teil des Daches abgedeckt (im Bild rechts). Foto: TV

Dabei steht zunächst der Erhalt der Kirche in seiner ortsbildprägenden Weise im Mittelpunkt. Und hier müssen die Architekten direkt tätig werden, denn jüngst hat Sturmtief "Friederike", kaum war die Tinte unter dem Vertrag getrocknet, einen größeren Ziegel-Schaden am Dach angerichtet. Darüber hinaus gibt es Schäden am Dachstuhl und aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk. Die anstehenden Sanierungen auszuführen werde wahrscheinlich Kosten im Millionenbereich verursachen. "Akuter Handlungsbedarf besteht aber derzeit noch nicht. Wir haben zunächst dafür gesorgt, dass das Dach dicht ist, es an verschiedenen Stellen nicht mehr hineinregnet und die Substanz nicht weiter darunter leidet", berichtet Kay Fromm.

 Die "heiligen Hallen" sollen bereits in Kürze wieder mit Leben gefüllt werden. Die Orgel verbleibt als Leihgabe der evangelischen Landeskirche in der Kirche. Nach ihrer Intonation kann sie auch genutzt werden.
Die "heiligen Hallen" sollen bereits in Kürze wieder mit Leben gefüllt werden. Die Orgel verbleibt als Leihgabe der evangelischen Landeskirche in der Kirche. Nach ihrer Intonation kann sie auch genutzt werden. Foto: TV

Zur eigentlichen Umnutzung des Sakralbaus gibt es derzeit einige Ideen in Richtung "Kunst-Kultur-Kirche". Die Denkmalbehörde habe sich da bereits durchaus kooperativ gezeigt. So könne man sich die Kirche als Ort für Konzerte, Theater und Kunstausstellungen vorstellen. Organisten könnten nach Intonation der Orgel hier proben oder Künstler hier schaffen. Dreharbeiten für Film und Fernsehen wären möglich, ja selbst ein temporäres Restaurant wäre denkbar. "Wir stehen ganz am Anfang. Die Diskussion der Nutzung ist noch völlig offen, temporäre Zwischennutzungen werden zunächst angestrebt, bis sich eine tragfähige Dauerlösung abzeichnet", so die neuen Eigentümer, die auch gerne Ideen aus der Gemeinde und der Bürgerschaft aufnehmen wollen. Wohnraum sei jedenfalls nicht realisierbar und Rotlicht-Gewerbe, Moschee oder Kletter-Kirche wolle man nicht.

 Der Bereich des Abendmahltisches (hier von der Orgel aus gesehen) gibt künftig bestimmt eine hervorragende Bühne ab.
Der Bereich des Abendmahltisches (hier von der Orgel aus gesehen) gibt künftig bestimmt eine hervorragende Bühne ab. Foto: TV

"Da wir die Kirche nicht nur auf unsere Kosten erhalten wollen, sondern sich das Projekt auch refinanziert, ist eine wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes selbstverständlich zwingend", gesteht Andreas Knapp, der ein dauerhaftes Nutzungskonzept in spätestens zwei Jahren anvisiert. Großes Geld wolle man damit aber nicht verdienen, dann würde man lieber in Neubauten investieren.
Zunächst müsse man sich mal einen genauen Überblick der laufenden Betriebskosten verschaffen. Laut der Kirchenbaumeisterin und stellvertretenden Vorsitzenden des Presbyteriums, Edith Schwarz, kommen da rund 15.000 Euro ohne Heizkosten im Jahr zusammen. Parallel werde man weitere Ideen sammeln und auf ihre Realisierbarkeit konkretisieren. Es soll jedenfalls nicht allzu lange dauern, bis sich die Pforten der Rheinkirche wieder für Menschen öffnen.

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Pfarrerin Doris Kroniger ist sehr glücklich, dass sich der Kontakt über Johannes Haferkamp vom Kirchenkreises Moers zu den Düsseldorfer "Hauswachküssern" so fruchtbar entwickelt hat. "Wir sind überzeugt, die richtigen Käufer gefunden zu haben, damit unsere Rheinkirche erhalten bleibt und weiterhin Menschen zusammenführt." Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten allerdings aus. Etwas mehr als ein symbolischer Euro wird es wohl gewesen sein, soviel ist sicher. Orgel, Glocken, Taufbecken und der Abendmahltisch haben übrigens nicht den Besitzer gewechselt, sondern bleiben Leihgaben der evangelischen Landeskirche.

Wer seine Ideen für die künftige Nutzung der Rheinkirche einbringen möchte, kann sich direkt per e-mail an die Projektentwickler wenden: info@kuessdenfrosch.haus. Weiter Informationen unter: www.kuessdenfrosch.de.