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Finale der 40. Duisburger Akzente: Gibt’s noch Hoffnung?

Finale der 40. Duisburger Akzente : Gibt’s noch Hoffnung?

Die 40. Duisburger Akzente gehen am Wochenende zu Ende. Auf den letzten Metern wollen die Utopien noch einmal Staub aufwirbeln.

Schon vor drei Jahren hat Stadtarchivar Andreas Pilger den lustigsten Akzente-Beitrag geleistet, als er zum Hafengeburtstag die Geschichte der Ruhrorter Kneipen referierte. Gründlich recherchierte, witzige Anekdoten aus den besten aller möglichen Orten, knochentrocken vorgetragen im bierseligen Anker ... Einen knochentrockenen Vortrag wird’s diesmal wieder geben, aber diesmal ist auch das Thema staubtrocken und zugleich die Geschichte der wohl verwegensten Hoffnung, die Duisburger je hatten: „Die Utopie der rationalen Verwaltung“. Pilger stellt in seinem Vortrag Konzepte zur Effizienzsteigerung in der städtischen Bürokratie von 1900 bis 1960 vor. „Vielen dieser Ansätze lagen utopische Vorstellungen von der Wirkungsmacht rationaler Planung zugrunde“, heißt es in der Ankündigung. Wer wirkmächtig planen möchte: Der Akzente-Vortrag beginnt am morgigen Donnerstag, 4. April, um 18 Uhr in der „DenkStätte“ des Stadtarchivs am Karmelplatz 5. Der Eintritt ist frei!

Als entspannte und nicht so hoffnungslose, sondern in jeder Hinsicht naheliegende Alternative bietet sich zur gleichen Zeit der Besuch im Hochfelder Syntopia, Gerokstraße 2, an: In seinem philosophischen Kabarett stellt Helmut Loeven fest: „Die Utopie liegt auf der Fensterbank“.

„Na siehste, geht doch!“ sagt dagegen um 19 Uhr die Initiative „DU erhält(st) Kultur“ im Festivalzentrum der letzten Akzente-Woche, dem interkulturellen Projektraum 47 an der Münzstraße 47 in der Altstadt. Und hofft, dass Podiumsdiskussionsteilnehmer Kulturdezernent Thomas Krützberg nicht sagt: „Nee, geht nicht.“ Es geht nämlich um die Utopie eines soziokulturellen Zentrums für Duisburg. Quasi einmal rum geht der Zeitstrahl im „47“, der 15 Jahre Freiraumkämpfe in dieser Stadt dokumentiert. Gibt es ein Licht am Ende des langwierigen Ermöglichungsprozesstunnels?

Der „Utopie des Alltäglichen“ widmet sich ab Freitag die zweitägige Tagung über Nicolas Born im „Kleinen Prinzen“. Mit diesem „ersten Beitrag seiner Geburtsstadt“ hoffen die Organisatoren um Stadtbibliotheksdirektor Jan-Pieter Barbian, den großen, viel zu früh verstorbenen Schriftsteller für Duisburg zurückzugewinnen.

Ebenfalls am Freitag und Samstag, jeweils um 19.30 Uhr, gibt’s im Theater Duisburg den Vorverkaufsrenner der diesjährigen Akzente: „Die Welt im Rücken“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle. Beschrieben werden manische Phasen von ungewöhnlich langer Dauer und ihre Folgen. Er dreht durch, ist der Verrückte, der den Verkehr beschimpft, sich für den neuen Messias hält und behauptet, mit Madonna geschlafen zu haben. Pralles Leben im Weltreich mit drei Buchstaben: ICH. Den Exzessen folgt der Absturz, die Depression. Selbstmordversuche, immer wieder Psychiatrie. Was hat Bestand? Der phänomenale Joachim Meyerhoff vom Burgtheater Wien liefert als bipolar Gestörter eine dreistündige Solo-Show. Wobei erstmal mit dem Publikum Tischtennis gespielt wird.