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Akzente: Alles Utopien

Akzente: Alles Utopien

"Alles, was in Duisburg im Namen der Kultur unterwegs ist, wird bei den Akzenten dabei sein", erkärte Projektmanager Clemens Richert vom Festivalbüro am Montag bei der Programmvorstellung.

Alles stimmt natürlich nicht, denn abgesehen vom Kreativquartier Ruhrort beschränken sich die Spielorte auf die Stadtmitte. Und auch da haben wir z. B. das Djäzz nicht gefunden. Dafür aber soll es diesmal endlich wieder ein Festivalzentrum geben, jedenfalls für die ersten beiden der diesmal immerhin drei Wochen: die Cubus-Kunsthalle im Kantpark. Und weil sich unter dem Motto "Utopien" scheinbar alles, was hier an Kunst läuft, zusammenfassen lässt, bekommen auch die Jubiläumsschau im Lehmbruck-Museum sowie Ballett und Oper am Rhein den Akzente-Stempel. Nicht ins gedruckte Programm schaffte es dagegen die Utopie eines soziokulturellen Zentrums für Duisburg — aber nur aus Drucklegungstermingründen. Trotzdem gehört die Erprobung bzw. der "(Nicht-)Ort" in der dritten Woche im "47" am Calaisplatz/Münzstraße mit Musik, Theater und Diskussionen ganz offiziell zum Festival.

Und auch sonst hat das "originäre" Akzente-Programm durchaus was zu bieten. An erster Stelle das Theatertreffen mit großen Auftritten aus Wien, Hamburg, Hannover und Berlin (Stadt-Panorama berichtete), das die 40. Duisburger Akzente am 16. März auch eröffnen wird: mit der Spieltrieb-Eigenproduktion von Shakespeares "Romeo und Julia".

Eine weitere Stärke hat das Programm in einem Genre, "dass in Duisburg sonst nicht so einen Schwerpunkt hat" (Richert): dem Figuren- und Objekttheater, das einen Großteil des Programms in der Liebfrauenkirche ausmacht. Mit Neville Tranter kommt auch der Großmeister des Genres wieder; "Mathilde — Szenen aus dem Altersheim" (29.3.) ist dann quasi die Utopie im Endstadium. Was Bess'res als den Tod suchen Kuh, Wolf, Katze und Spatz als "Berliner Stadtmusikanten" (28.3.); auch Karel Capeks satirischer Science-Fiction-Klassiker "Der Krieg mit den Molchen" dürfte sich mit Puppen gut umsetzen lassen (6.4.). Außerdem in der Liebfrauenkirche: Tanzperformances von Max Bilitza und dem Kaiser-Antonino-Ensemble und "Goldene Zeiten" mit Wolfspelz und Philipp Eisenblätter.

Das Programm im Filmforum zeigt Utopien von "Alphaville" bis "Zabriskie Point". Das Literaturprogramm der Stadtbibliothek bietet Weisheit (Christian Brückner liest Marc Aurel, Gregor Gysi seine Autobiografie), Sprengstoff (Thea Dorn: "Deutsch — nicht dumpf") und einen Mitsing-Abend und wird nächste Woche gesondert vorgestellt.

(Niederrhein Verlag GmbH)