1. Krefeld

Lehrstellen: Was beim Run auf "Traumberufe" übersehen wird

Lehrstellen : Was beim Run auf "Traumberufe" übersehen wird

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels richtet IHK-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz einen Appell an die Firmen der Region: "Ausbilden, ausbilden, ausbilden!" - In diesem Jahr stehen im Raum Krefeld pro 100 Bewerbern lediglich 69 Azubi-Stellen zur Verfügung.

Doch allein mehr Lehrstellen sind auch kein Patentrezept. Jahr für Jahr erleben die zehn bekanntesten Berufe einen Ansturm - 55 Prozent der Mädchen und 40 Prozent der Jungen bewerben sich auf Ausbildungsplätze der "Berufe Top 10".

Riesig ist das Interesse für die Ausbildung zum Mechatroniker und zur Bürokauffrau, Verkäuferin oder Sprechstundenhilfe.

Insgesamt werden im Raum Krefeld/Kempen jedoch 170 Ausbildungsberufe angeboten, viele sind die Jugendlichen völlig unbekannt. Das Ergebnis ist, dass 205 Lehrstellen nicht besetzt werden konnten, während 464 Jugendliche noch unversorgt sind. Wobei freilich nicht jeder Jugendliche für jede Stelle geeignet ist, gerade Stellen für leistungsschwache junge Leute fehlen.

"Es ist wichtig, nicht nur einen vermeintlichen Traumberuf im Kopf zu haben. Stattdessen sollte man auch ähnliche Berufe im Kopf haben und sich über eher unbekannte Berufe und Ausbildungsbetriebe informieren", so Steinmetz.

Ausbildungen zum Kaufmann für Tourismus/Freizeit, zum Tierpfleger, Fahrradmonteur oder zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit sind zwar nicht so bekannt, aber es gibt gute Chancen auf Lehrstellen - wenn man denn bereit ist, möglicherweise einen längeren Arbeitsweg in Kauf zu nehmen.

Der IHK-Geschäftsführer unterstreicht auch die Bedeutung der Eltern: "Eltern sollten ihre Kinder nach Leibeskräften bei der Lehrstellensuche unterstützen". Betriebe müssten sich überlegen, ob sie ihre Ausbildungen nicht noch attraktiver gestalten könnten: Weniger Schulabgänger bedeute schließlich auch, dass sich Jugendliche mit guten Zeugnissen die Firmen aussuchen können, wo sie eine Ausbildung machen wollen.

Während die Gesamtzahl der Ausbildungsverträge stagniert, meldet übrigens das Handwerk im Raum Krefeld/Kreis Viersen/Kreis Neuss ein sattes Plus von 9,8 Prozent auf 1504 neue Lehrverträge. "Die Zahlen belegen, wie attraktiv das Handwerk für junge Menschen ist", sagt Klaus Koralewski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkerschaft Niederrhein.