1. Krefeld

Krefelder Kandidaten zur Landtagswahl diskutierten bei IHK

Diskussion zur Landtagswahl bei der IHK : Arena mit Direktkandidaten

Am 15. Mai ist Landtagswahl. Die IHK lud Krefelder Direktkandidaten zu einer Diskussion über Wirtschaftsthemen ein. Das Publikum beteiligte sich aktiv.

Gleich zu Beginn eine erste Konfrontation: „Wir haben Bürokratie abgebaut“, hielt der CDU-Landtagsabgeordnete Marc Blondin der NRW-Regierung aus CDU und FDP zugute. Und Freidemokrat Daniel Dick stimmte ihm lebhaft zu.

Doch die Landtagskandidatin der SPD Katharina Nowak führte ein konkretes Gegenbeispiel an: „Bei den Straßenausbaubeiträgen der Bürger, deren Höhe oft in vier- und fünfstellige Bereiche geht und manche Bürger in finanzielle Nöte bringt, wird Bürokratie geschaffen“. Denn während die Sozialdemokraten die komplette Abschaffung der Straßenbaubeiträge forderten, hätten CDU und FDP im Landtag lediglich ein Modell eingerichtet, nach dem nur auf Antrag der Kommunen die betroffenen Bürger durch einen begrenzten Fördertopf entschädigt würden.

Die IHK hatte am Mittwoch in ihrem Sitz am Nordwall zur „Wahlarena“ eingeladen. Diese fand großes Interesse. Der Saal war mit IHK-Mitgliedern bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf dem Podium moderierte der Journalist Dieter Könnes die Diskussion zwischen den Direktbewerbern des Krefelder Nordbezirks für den Landtag: Marc Blondin (CDU), Katharina Nowak (SPD), Benjamin Zander (Grüne), Daniel Dick (FDP) und Thomas Mayer-Steudte (AfD). Entsprechend dem Interesse Publikums beschränkte sich das Gespräch im Wesentlichen auf Wirtschaftsthemen. 

Ob denn der für 2030 geplante Ausstieg aus der Braunkohle zu halten sei, wollte Dieter Könnes wissen. „Die neue Weltlage lässt keine Denkverbote zu“, gab Daniel Dick die allgemeine Skepsis angesichts der Konfrontation mit Energielieferant Russland wieder. „Man sollte die Kohlekraftwerke auf stand by halten“, schlug denn auch Marc Blondin vor. Benjamin Zander von den Grünen mahnte aber: „Wir müssen strikt in Erneuerbare Energien investieren“. Wenn man die Frage des Kohleausstiegs offen halte, dann fehle der Druck zur Veränderung. Thomas Mayer-Steudte von der AfD brachte einen anderen Aspekt ein: „Brauchen wir nicht eine Renaissance der Kernenergie?“. Denn der Bedarf an Strom werde künftig steigen.

Akzentunterschiede ergaben sich auch bei der Bewertung von Krefeld als Wirtschaftsstandort. Während Blondin das Problem knapper Flächen zur Firmenansiedlung ansprach, wies Benjamin Zander auf Fachkräftemangel in der Verwaltung hin, der beispielsweise die Sanierung der Philadelphiastraße behindere.Thomas Mayer-Steudte nahm die Gesamtsituation mit Qualität der Straßen, des Wohnraum- und Bildungsangebotes in den Blick und kam zu dem Schluss, die Stadt sei für junge Familien nicht attraktiv. Dem widersprach lebhaft Katharina Nowak: Krefeld verfüge über viel Grün, Spielplätze, den Zoo, biete eine Familienkarte und vieles mehr. 

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Großen Raum nahm das Thema Fachkräfte- und Nachwuchsmangel ein. „40 Prozent der Lehrstellen sind unbesetzt“, zitierte Dieter Könnes eine Studie. Viele Zuhörer hoben die Hand, als Könnes ins Publikum fragte, ob dies auch am Schulsystem läge. „Es ist nicht genug in die duale Ausbildung investiert worden“, kritisierte denn auch Katharina Nowak, „das wollen wir ändern“. Ebenfalls Marc Blondin sieht einen Trend der Jugendlichen zu Abitur und Studium: „Wir müssen die duale Ausbildung ins Bewusstsein der jungen Leute rücken“. Das sei auch eine gesellschaftliche Frage, unterstrich Daniel Dick: „Der Meister muss soviel wert sein wie der Master.“

Ob denn ausländische Fachkräfte die Lücke schließen sollten, fragte Könnes. „Das behebt das Problem nicht“, gab Katharina Nowak zu bedenken. Zudem fehlten die Fachkräfte dann in den Heimatländern. Besser sei es, ältere Menschen für Aufgaben im Betrieb zu qualifizieren. Marc Blondin gab sich offen für ausländische Kräfte: „Wenn damit die Not der Betriebe zu lindern ist“. Überdies verwies er auf die eingeführten Anreize zur berufliche Praxis wie Azubi-Ticket und Meister-Bonus. 

Könnes würdigte zum Schluss zufrieden, dass sich auch das Publikum lebhaft in die Diskussion eingebracht hatte. Nach zwei Stunden endete die Veranstaltung mit vielen informellen Gesprächen.