1. Krefeld

Holz: Ein Stück Hoffnung für Mamoudou

Holz: Ein Stück Hoffnung für Mamoudou

Vom Flüchtling zum Schreiner: Mit 23 Jahren hat Mamoudou Diallo ein bewegtes Leben hinter sich. Eine Perspektive bietet ihm die Ausbildung zum Schreiner beim Landschaftsverband Rheinland.

Es ist keine Abenteuer-Story, kein Stoff aus dem Hollywood-Streifen gemacht werden. Es ist viel mehr als das - es ist das wahre Leben. Das Leben des Mamoudou Diallo. Vor mehr als vier Jahren, noch vor der großen Flüchtlingswelle, kam der 23-jährige aus Westafrika (Guinea) über Marokko nach Deutschland. Zuerst landete er in Köln und stellte dort einen Asylantrag, bis ihn sein Weg nach Krefeld führte. „Er ist das beste Beispiel dafür, was in diesen Menschen steckt und welch großen Wert sie für unsere Gesellschaft haben“, sagt Thomas Dittrich, Leiter der Schreinerwerkstatt des Landschaftsverband Rheinland in Tönisvorst. Die Vita von Mamoudou Diallo ist zwar noch keine absolute Erfolgsgeschichte, aber sie ist auf dem besten Weg eine zu werden. Aber warum ist er überhaupt geflüchtet? Er bleibt eine Weile still, bevor er darauf antwortet:„Ich hatte politische Probleme in meinem Land und war einfach nur heilfroh in Europa zu sein. Von Deutschland hatte ich vorher schon viel gehört.“ Doch als er erstmals deutschen Boden betritt, beginnt für Diallo der Behörden-Marathon. „Das war sehr ungewohnt, aber gehört ja dazu.“ Und auch sonst war es ein Wechsel in eine andere Welt. Von den staubigen Straßen Conakrys in das gepflegte Vorgarten-Idyll des Niederrheins.

Er wählt seine Worte genau, denn fließend beherrscht er die deutsche Sprache noch nicht. Wenn er über seine Zeit in seiner Heimat und seine Gefühle spricht, dann wechselt der junge Mann in seine Heimatsprache französisch - Dittrich übersetzt dann. „Ich bin ganz alleine hierhin gekommen, meine Familie und Freunde leben in Guinea. Aber wir haben regelmäßigen Kontakt“, erklärt der junge Mann.

Mamoudou ist Vorbild für

die anderen Jugendlichen

Anschluss hat er in der Werkstatt gefunden. Vom „Neuling“ wurde er schnell zum angesehenen Vorbild. „Er ist auf jeden Fall ein Mann der Praxis. Er hat von Anfang an an der Drehbank ’gezaubert’“, sagt Dittrich begeistert von seinem Schützling, der den anderen Jugendlichen das ein oder andere beibringen kann.

„Ich habe auch in Guinea schon mit Holz gearbeitet. Das habe ich von meinem Onkel gelernt. Das ist so etwas wie ein Traumberuf für mich.“ Nun absolviert er beim LVR seit August 2015 seine Ausbildung zum Schreiner. Doch dafür war viel Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft in seinem Umfeld gefordert.

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„Das hat natürlich etwas mit dem langen Atem der Jugendhilfe zu tun. Zu oft fallen diese Menschen durch das Raster, da werden Talente verschenkt, aufgrund unserer Gesetzeslage und Systems. Diese Menschen darf man nicht in Schubladen stecken, sie haben alle eine eigene Persönlichkeit und kulturelle Prägungen“, meint Dittrich. Doch leider stünden heutzutage mehr die Kosten, als die Qualität im Vordergrund. Und auch die begrenzten Aufenthaltsgenehmigungen machen Probleme. „Ungewissheit und Bürokratie halten viele Firmen davon ab, Flüchtlinge einzustellen“, erklärt Dittrich. Doch bei Mamoudou stehen die Chancen gut. „Er muss die Theorie in den Griff bekommen. Gehen wir nur nach den praktischen Fähigkeiten, würde ihn wahrscheinlich jeder Schreinermeister mit Kusshand nehmen“, so Dittrich.

Mamoudou ist motiviert, vor allem wenn er an seine Vergangenheit denkt. Heute hat er eine kleine Wohnung in Krefeld gemietet, lernt weiter Deutsch und konzentriert sich auf seine Zukunft und das, was er will. „Ein Job, der mir Spaß macht und Sicherheit. Eben ein ganz normales Leben führen. Es war eine harte Zeit“, sagt er. „Aber ich sehe wieder eine Zukunft.“

Mehr zur Arbeit des LVR

Fichtenhain auf www.lvr.de

(City Anzeigenblatt Krefeld II)