1. Krefeld

Geschichte jüdischen Lebens in Krefeld

Heimatforscher legt Buch vor : Geschichte jüdischen Lebens

Der Linner Heimatforscher Karl-Heinz Foncken hat ein Buch über jüdisches Leben veröffentlicht. Anstoß gab die Begegnung mit dem Nachfahren einer in der NS-Zeit verfolgten Familie.

„Das Buch zeigt in vielfältiger Weise auf, dass vor der NS-Zeit ein ausgesprochen harmonisches Zusammenleben zwischen der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung bestand“, merkt Karl-Heinz Foncken zu seinem neuen Werk „Juden in Krefeld-Linn“ an.

1926 lebten rund 1600 Juden in Krefeld, wie der Vorsitzende des Bürgervereins Krefeld-Linn, Hubert Jeck, in seinem Vorwort verzeichnet. Die „kleine Schar jüdischer Linner“ verfügte an der Rheinbabenstraße 92 über eine eigene Synagoge. Sie war 1865 eingeweiht worden. Ihre Errichtung  verdankte sie einer Spende des Textilfabrikanten Philipp de Greiff in Höhe von stattlichen 8000 Talern. Als das Kuppelgebäude 1926 saniert werden musste, gab der Krefelder Stadtrat 3000 Mark dazu.

Doch die Nazis steckten in der Reichspogromnacht 1938 die Synagoge in Brand. Heute erinnert eine Plakette an das einstige Gotteshaus.

Karl-Heinz Foncken ist tief in die Geschichte des Linner jüdischen Lebens eingetaucht. In seinem 263 Seiten starken Band beginnt er mit den ersten schriftlichen Erwähnungen von Juden in Krefeld, Uerdingen, Hüls, Linn und Fischeln in uralten Urkunden. Er beschäftigt sich mit den ehemaligen Häusern von Juden in Linn und ihren Berufen, wie Viehhändler, Metzger oder Glaser. Der jüdische Friedhof ist ebenso Thema wie die Synagoge in Linn, der ein besonders langes Kapitel gewidmet ist.

Nicht zuletzt stehen einzelne Familien im Mittelpunkt, von denen die Familie Daniels, nach der heute eine Linner Gasse benannt ist, den eigentlichen Anstoß zum Buchprojekt gab. Denn deren Nachfahre, Professor Leon Kaufmann aus den Niederlanden, wandte sich 2017 auf der Suche nach seinen Linner Vorfahren an den Bürgerverein. Karl-Heinz Foncken nahm seine Nachforschungen auf, die nun in der Niederschrift des Buches gemündet sind.

„Zu Leon Kaufmann entwickelte sich eine enge Freundschaft“, freut sich Focken. Auch ein weiterer Nachfahre der Familie Daniels, Lewis Daniels aus den USA, ist in die Freundschaft einbezogen.

Das Buch wurde vom Bürgerverein Krefeld-Linn herausgegeben und ist im Verlag Stefan Kronsbein als Band 31 der Reihe Niederrheinische Regionalkunde erschienen. Es ist bestellbar bei Stefan Kronsbein unter kronsbein@aol.com 

Gefördert wurde es u.a. Bundesinnenministerium, der Sparkasse Krefeld, den Stadtwerken SWK, dem Landschaftsverband Rheinland und der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt e.V.