1. Krefeld

Paten kümmern sich um Flüchtlinge: Ein Netzwerk des Glücks

Paten kümmern sich um Flüchtlinge : Ein Netzwerk des Glücks

Ein privates Netzwerk von Ehrenamtlichen aus Krefeld und Tönisvorst kümmert sich in Form einer Patenschaft um 47 Geflüchtete aus der Ukraine.

   Als sich Iryna mit ihren beiden Kindern Vavara (acht Jahre alt) und Elysey (vier Jahre) Anfang März aufmacht, um ihre Heimatstadt Dnipro zu verlassen, weiß sie noch nicht, was auf sie in Deutschland warten würde. Zwar leben Verwandte ihres Mannes Anton in Krefeld, doch der Kontakt ist nicht all zu eng. Dennoch entscheidet sich die 33-Jährige dazu, die Flucht zu ergreifen. Ihre Sorge, vor allem um die Kinder, ist zu groß. Beschwerliche Tage liegen hinter Iryna, Vavara und Elysey, als sie schließlich am 5. März in Krefeld eintreffen. Das Garden Hotel an der Schönwasserstraße wird für sie zur Zuflucht vor dem Krieg in der Heimat. Ihren Mann und Vater mussten sie in der Ukraine, wo er als Schreiner tätig ist, zurücklassen.

Ein großer Rückhalt für Mutter und Kinder ist Sandra Jansen. Die Krefelderin hat die Patenschaft für Iryna, Vavara und Elysey übernommen. „Ich habe den Aufruf des Hotels in den Sozialen Netzwerken gesehen, erfahren, dass dringend Hilfe nötig ist und dann habe ich mich spontan entschieden, dass ich etwas tun will“, berichtet die junge Mutter, die seit der ersten Stunde Teil eines privaten Netzwerks ist, welches sich um die Geflüchteten kümmert.

Entstanden ist dies aus einer Not heraus. Denn aufgrund des großen Andrangs konnten  die existierenden öffentlichen Strukturen den akuten Bedarf an Versorgung und Betreuung der geflüchteten Menschen nicht schnell genug abdecken. Der Online-Hilferuf aber zog große Kreise und erreichte schließlich auch die Uerdingerin, deren Kinder sich bestens mit Vavara und Elysey verstehen - trotz der Sprachbarriere.

Das private Netzwerk aus Ehrenamtlichen - die meisten kannten sich zuvor überhaupt nicht -  organisierte zunächst alles, was benötigt wurde - von Unterwäsche bis zur Booster-Impfung. Auch die Hürden des „Bürokraten-Deutsch“ wurden gemeinsam genommen. Schließlich ging es auch darum, Schul- und Kitaplätze zu finden. Und einige der Geflüchteten haben sogar bereits eine eigene Wohnung gefunden - dank der Hilfe des Netzwerks. „Uns ist es aber auch wichtig, den Menschen, die zu uns gekommen sind, ein wenig Ablenkung zu ermöglichen. Sie sollen nicht ständig an den Krieg denken müssen“, sagt Sandra Jansen, die mit Iryna, Vavara und Elysey nun den Krefelder Zoo besuchte. Für die drei war dies nach langer Zeit wieder einmal ein glücklicher Tag. Die Sorge um Papa Anton ist dennoch riesig. In der Industriestadt Dnipro gab es zuletzt vermehrt Explosionen. Doch noch wurde Anton nicht eingezogen.

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Iryna ist vor ihren Kindern stark, bat ihre neue Freundin Sandra dennoch um einen ungewöhnlichen Gefallen. „Ich würde gerne einfach mal schreien“, sagte sie. Sandra Jansen fuhr mit ihr zu einem Feld und erfüllte der ukrainischen Mutter den verzweifelten Wunsch.

„Das Wichtigste für uns Ehrenamtler ist, dass wir unseren Paten zeigen, dass sie nicht alleine sind - und dann für sie da sind, wenn sie nicht mehr weiter wissen.“