1. Krefeld

Reportage: Kitsch, Kunst & Co. - ein Selbstversuch

Reportage : Kitsch, Kunst & Co. - ein Selbstversuch

Die Trödelmarkt-Saison auf dem Spördentalplatz ist seit dem vergangenen Wochenende eröffnet. Der Extra-Tipp und die Welle Niederrhein waren mit einem gemeinsamen Stand vor Ort.

Als wir um kurz nach 6 Uhr an diesem Samstagmorgen das Haus verlassen ist es bitterkalt. Die Frontscheibe des Wagens ist zugefroren. Und dabei waren es vor wenigen Tagen doch noch knapp 20 Grad. Nun gut. Jetzt müssen wir da durch. Das Auto ist ja ohnehin bereits voll gepackt. Also los. Als wir um die Ecke in die Uerdinger Straße einbiegen, sehen wir, dass auf dem Sprödentalplatz schon zu dieser frühen Stunde hektische Betriebsamkeit herrscht. Die Trödelmarkt-Saison wird heute eröffnet – nach zweijähriger Corona-Zwangspause.

Unser Stand hat die Nummer 200. Doch bis wir diese im Halbdunkeln und ohne Kenntnis der Platzanordnung gefunden haben, vergehen einige Minuten. Zum Glück sind die Händler, die an diesem Morgen mit uns ankommen, sehr hilfsbereit und zeigen uns, wie wir fündig werden. Die kleinen Platten mit den entsprechenden Ziffern, die sich auf dem Boden befinden, hätten wir ansonsten wohl kaum entdeckt. Denn weder meine Kollegin Anouk van der Vliet, Chefredakteurin der Welle Niederrhein, als auch ich, waren seit Jahren trödeln. Heute wollen wir dabei sein, wenn „Kitsch, Kunst & Co“ startet.

Während wir unsere Waren, die wir in den vergangenen Tagen zusammengekramt und ordentlich verpackt haben, ausladen, kommen bereits die ersten Kunden. „Habt ihr Verteiler?“, will eine Dame wissen. Ein Mann fragt nach Kinder-Spielzeug. Doch mit beidem können wir nicht dienen. Das erste Geschäft lässt also noch auf sich warten. Dann auf einmal Aufruhr nebenan. Ein Windstoß. Der Pavillon unserer Nachbarn droht davonzufliegen. Wir eilen zur Hilfe, packen mit an und holen unsere „Überdachung“ erst gar ncht erst heraus.

Nach gut einer Stunde steht schließlich alles. Doch so richtig zufrieden sind wir noch nicht mit unserem Stand. Bei Profi-Trödlern sieht es irgendwie ordentlicher aus.

Währendessen weht uns unentwegt der Geruch frischer Reibekuchen unter die Nase. Direkt gegenüber bietet Jenny die leckeren Kartoffelpuffer an. Doch es ist erst 7.45 Uhr. Ein wenig zu früh für uns. Stattdessen gibt es eine heiße Tasse Kaffee. Anouk hat eine Provianttasche gepackt. Danke dafür...

Und dann ist es soweit. Die ersten Euro wandern in meine Gürteltasche. Zwei Nachttischlampen, die mir meine Oma mitgegeben hat, wechseln für 15 Euro den Besitzer. Natürlich wurde auch gehandelt. Das gehört dazu. Am Ende waren der Kunde und ich zufrieden.

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Ansonsten läuft es aber recht zäh an diesem Samstag. Und dabei hieß es doch, dass die „Kitsch, Kunst & Co“-Premiere immer ein Selbstläufer sei. Aber der Sprödentalplatz ist auch nur gut zur Hälfte mit Ständen gefüllt. Woran es liegt? Dies kann niemand wirklich sagen. Sicherlich spielt auch das Wetter eine Rolle. Immer wieder schneit es zwischendurch. Wir machen das Beste draus. Spaß haben wir so oder so. Besuch von Freunden und Famile, die einmal schauen wollen, was die „Trödel-Neulinge“ so treiben, bekommen wir auch reichlich.

Trotz aller Tristesse gibt es aber auch witzige sowie rührende Momente. Eine ältere Dame hat bei uns am Stand ein „Bienen-Sparschwein“ entdeckt. Minutenlang dreht und wendet sie es, schaut immer mal wieder in unsere Richtung. „Ich finde das sehr süß, und mein Enkel ist erst drei Monate“, berichtet sie. „Dann nehmen sie es doch für einen Euro mit“, entgegne ich. Sie schaut ein wenig ratlos, sagt dann: „Wenn ich das mache, schimpft meine Tochter wieder und sagt `Du hast doch sonst immer so einen guten Geschmack`...“ Wir lachen. Schließlich geben wir der liebevollen Oma das „Bienen-Schweinchen“ einfach so mit.

Bereits zum zweiten Mal erkundigt sich eine jüngere Frau nach den Preisen für Anouks Puzzlesammlung. Der zunächst genannte Betrag war ihr offenbar zu hoch, denken wir uns. Doch dann sagt sie: „Der Preis ist absolut okay und fair“, und schildert, worum es geht. „Bei uns nebenan wohnen Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Kinder sind so traurig. Und ich möchte, dass sie etwas zum spielen haben. Puzzle sind ideal, da sie dafür keine Sprachkenntnisse benötigen.“ Wir drei schauen uns an und sind emotional bewegt. Toll, dass diese junge Frau den Kindern ein wenig Ablenkung bescheren will. Natürlich geben wir ihr das auserwählte Puzzle als Geschenk mit.

Nach rund neun Stunden packen wir unsere „Ladenhüter“ wieder ein und machen uns - es ist verrückt, jetzt scheint die Sonne - auf den Heimweg. Fazit: Trödeln ist anstrengend, aber es hat auch seinen Reiz.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Zwischen Kitsch, Kunst und Krempel