1. Krefeld

Der Horror-Film erobert die Bühne

Der Horror-Film erobert die Bühne

Gestern Abend feierte die Offenbach-Oper „Hoffmanns Erzählungen“ im Krefelder Stadttheater Premiere. Der Extra-Tipp war dabei.

Bringt es dem Publikum einen Vorteil, wenn der Regisseur zugleich sein eigener Kostüm- und Bühnenbildner ist?

Zunächst mal setzt es einen Hinweis: Dass dem Theatermacher die Optik besonders wichtig ist.

So hat auch Hinrich Horstkotte seine Inszenierung von „Hoffmanns Erzählungen“ geradezu schwelgerisch in Bilder getaucht. Vor den staunenden Blicken des Publikums eröffnet sich die Kulisse einer Gaststätte des 19. Jahrhunderts: dunkel, düster, irgendwie bedrohlich. Später wird der Raum mit wenigen Umbauten in das bizarre Laboratorium eines Frankenstein-Physikers umgewandelt, versetzt die Zuschauer bald mit Licht- und Schattenspielen in eine Welt zwischen Wirklichkeit und Wahn. Nimmt man das zwielichtige Figurenpersonal dazu, angetan mit altertümlichen Bratenröcken, wehenden Umhängen und gefährlich verzerrten Zylindern, dann findet sich der Zuschauer sehr anschaulich in der beklemmenden Welt der Schauerromantik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder.

Das ist großes Kino und in seiner naturalistischen Machart immer seltener auf unserer Bühne zu sehen und zu genießen. Meist legen die Regisseure ihren Ehrgeiz darin, durch Abstraktion eine Psychologisierung zu erzwingen. Daran hatte Horstkotte wenig Interesse. Die Noten seiner Oper stehen im besten Sinne des Wortes in einem Bilderbuch.

Dazu gibt ihm das Thema der Oper die geeignete Vorlage. Schließlich steht Hoffmann im Mittelpunkt, Schriftsteller der Romantik und Schöpfer fantastischer Gestalten. Sie erwachen nun zum Leben:

Sophie Witte gibt das singende und tanzende Automatenmädchen so herrlich schablonenhaft und ironisch, dass sie ihren Zwischenapplaus nicht nur stimmlich redlich verdient hat. Stimmgewaltig füllt Johannes Schwärsky den Raum, zuständig für gleich mehrere Horror-Rollen, von denen der todbringende Arzt die gruseligste ist. Zum Publikumsliebling spielte und sang sich in der Premierenvorstellung die junge Manon Blanc-Delsalle empor, noch Nachwuchskraft aus dem Opernstudio Niederrhein, die die erkrankten Kollegen für die Rolle von Hoffmanns Muse kurzfristig ersetzen musste. Und dann gibt Kairschan Scholdybajew einen grandios singenden Hoffmann, dem er - dem Maskenbildner sei Dank - auch äußerlich immer mehr zu ähneln schien.

Natürlich kann man das alles auch ganz anders machen. Zumal E.T.A. Hoffmann nur vordergründig ein Gruselautor ist, in Wahrheit aber das Tor zur modernen Psychologie aufgestoßen hat. Aber diese Inszenierung ist so kurzweilig und theatralisch, Ohr und Auge gleichermaßen verwöhnend, dass man auf alle weitergehenden Ambitionen nur zu gerne pfeift. Das Premierenpublikum wollte dann auch den Schlussapplaus kaum mehr beenden, unterstützte ihn noch mit Fußgetrampel, rhythmischem Klatschen und teils sogar standing ovations.

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Das galt nicht zuletzt den Niederheinischen Sinfonikern, die unter der Leitung von Alexander Steinitz recht kräftig intonierten. Und auch der Chor, der nicht nur musikalische, sondern auch darstellerische Akzente setzte, durfte sich über viel Beifall freuen.

Das Publikum machte deutlich: endlich eine Aufführung ganz in unserem Sinne.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)