1. Moers Niederrhein

Wie Großstädte auch bei Hitzewellen lebenswert bleiben

Wie Großstädte auch bei Hitzewellen lebenswert bleiben

2018 wird in die Wettergeschichte als eines jener Jahre eingehen, in denen es — zumindest im Hinblick auf die bisherigen Messwerte — besonders warm war. Die Spitzenwerte des bisherigen Rekordsommers wird 2018 zwar nicht ganz erreicht.

Allerdings war der Sommer lange auf Rekordkurs.

Hitzewellen hielten in den Monaten Juni bis August Deutschland — und natürlich auch die Region Duisburg-Moers — mehrfach fest im Griff. Kein Wunder also, dass die Temperaturen teils auf die 40°C Marke zusteuerten und 38 Grad erreichen konnten.

Die Hitze der vergangenen Monate war allerdings nur ein Problem, mit denen Stadt und Bewohner konfrontiert waren. In einem Punkt ist 2018 bisher in der Wetteraufzeichnung herausragen — beim Thema Trockenheit. Seit April leiden Menschen und Natur unter einem erheblichen Niederschlagsdefizit. Eine folgenschwere Situation. So zählt das Wetterportal Kachelmannwetter Duisburg dieses Jahr zu den trockensten Orten in NRW. Mit 58.7 mm ist in Duisburg-Baerl besonders wenig Niederschlag angekommen. Wie werden Städte in Zukunft auf solche Wetterlagen reagieren müssen? Oder besser: Wie werden Städte überhaupt reagieren können?

Im Wetterjahr 2018 hat das Klima bzw. Wetter den Menschen spüren lassen, wie machtlos er dem Wetter ausgesetzt ist. Auch wenn sich noch so viele Duisburger endlich Regen und Abkühlung herbeigesehnt haben — beides war im Sommer über Tage nicht in Sicht. Gerade Städte stehen — in Bezug auf das Mikroklima — vor erheblichen Herausforderungen.

Hintergrund: Die Erfahrung zeigt, dass Stadtgebiete bei Hitzewellen besonders anfällig für einen überdurchschnittlichen Temperaturanstieg sind. Verglichen mit dem Umland sind die Temperaturen meist wesentlich höher. Besonders anstrengend an der Sommerhitze sind Tropennächte, wenn die Temperaturen nicht mehr unter die Marke von 20°C zurückgehen.

Ein Problem sind die vielen Fassaden- und Asphalt-/Betonflächen. Diese wirken in Bezug auf die Wärme wie ein großer Schwamm. Tagsüber nehmen sie die Hitze auf und geben diese in den Nachtstunden langsam wieder ab. Kühlt auf dem Land der Boden sehr viel schneller aus, wirken die Flächen in der Stadt wie ein Wärmespeicher. Und genau hier können Städte in Zukunft ansetzen.

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  1. Bodenversiegelung aufbrechen: Duisburg ist eine Stadt, welcher die industrielle Vergangenheit anzusehen ist. Ein gut ausgebautes Straßennetz, Einkaufspromenaden und verschiedene Plätze verströmen urbanes Flair. Allerdings steigt damit auch die Speicherfläche für Sommerhitze. Die Entsiegelung von Stadtflächen wäre eine Maßnahme, um das Mikroklima zu verbessern. Wo diese Flächen begrünt werden, könnte Duisburg sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
  2. Fassaden begrünen: Ein zweiter Punkt betrifft die vielen Duisburger Fassaden. Im Sommer nehmen diese Hitze auf — und geben diese nachts wieder ab. Um den Kreislauf zu durchbrechen, wäre die Fassadenbegrünung in Erwägung zu ziehen. So dringt weniger Hitze bis zur Fassade durch. Gleichzeitig verbessert sich das Klima der innenliegenden Räume, was den Aufwand für deren Klimatisierung verringert.
  3. Luftschneisen in der Stadtplanung: Bauland ist in Städten wie Duisburg Gold wert. Trotzdem dürfen Innenstädte nicht komplett zugebaut werden. Ein wichtiger Punkt ist das Anlegen von Luftschneisen. Auf diese Weise kann Luft in der Stadt zirkulieren — die Hitze bleibt nicht wie eine Glocke über dem Stadtgebiet hängen.
  4. Verdunstungskälte nutzen: Einige Städte haben dies bereits 2018 umgesetzt. Die Straßenreinigung hat Spülfahrzeuge eingesetzt, um Wasser auf den Asphalt zu bringen. Mithilfe der Verdunstungskälte soll so Hitze aus dem Asphalt gezogen werden. Allerdings ist dies eher ein Mittel für den akuten Fall, da die Ressource Wasser stark angegriffen wird.

Bei 35°C im Schatten wird auch die Wohnung zum Backofen. Welche Mittel haben einzelne Haushalte, um die eigenen vier Wände zu kühlen? Eigentümer können einen ganzen Maßnahmenkatalog bedienen.

Ein erster Ansatz ist die Installation einer guten Wärmedämmung. Diese hält nicht nur die Heizungswärme drin, sondern die Sommerhitze auch draußen. Gleichzeitig kann die Fassade begrünt werden, um auf diese Weise das Aufheizen zu verhindern. Mieter müssen sich anders behelfen. Wer einen Balkon besitzt, kann diesen begrünen und so Fassadenflächen der direkten Sonnenbestrahlung entziehen.

Tipp: Wird auf die richtigen Pflanzen gesetzt, helfen Haushalte sogar noch der Umwelt — durch das Nahrungsangebot für Bienen und Co. oder Versteckmöglichkeiten. Zusätzlich können auch Lebendfallen dabei helfen, wichtige Insekten zu schützen. Hier werden die Insekten nach einiger Zeit draußen wieder freigelassen.

Diese Aspekte sind zusätzlich zu beachten:

  1. Fenster lassen Wärme in die Wohnung: Im Sommer bleiben die Fenster tagsüber zu. Nicht unterschätzt werden darf zudem die Wärmemenge, welche durch die Fenster nach innen gelangt. Jalousien oder Außenrollos helfen dabei, Sommerhitze draußen zu lassen.
  2. Wärmeverglasung: Ein ganz ähnliches Ziel wie die Verschattung mit Rollläden versucht das Einsetzen von Sonnenschutzfenstern. Diese sind darauf ausgelegt, nicht zu viel Hitze nach innen zu leiten.
  3. Nachts und in den Morgenstunden lüften: Im Sommer ist es in den frühen Morgenstunden besonders kühl. Und genau diese Zeit ist ideal, um einmal richtig durchzulüften. Dabei lange genug Fenster öffnen, da Möbel und Einrichtung die Wärme speichern.

Hitzewellen werden mit dem Klimawandel häufiger. Wer sich schnelle Verbesserungen der Situation erhofft, wird enttäuscht sein. Es braucht Jahre, bis sich der Gehalt an Klimagasen — selbst bei einer drastischen Reduzierung — wieder absenkt. Trotzdem zählt jeder Tag. Schutz vor Hitze heißt daher, sich auch der eigenen Verantwortung bewusst zu sein.

Die einzig auf die Schnelle machbare Lösung bestehen darin, CO2 direkt an der Quelle aufzufangen und aus der Luft abzuscheiden oder über sogenannte Direct-Air-Capture Anlagen. Diese stecken allerdings noch weitgehend in den Kinderschuhen. Trotzdem wird diesem Konzept Potenzial beigemessen, da es das Gas aus der Luft filtert. Das Problem: Klimatisch wirksam ist nicht das CO2 in Bodennähe, sondern höheren Atmosphärenschichten.

Der Mensch hat Klimaänderungen lange ignoriert. Angesichts eines Hitze- und Dürresommers stehen Politik und Gesellschaft vor Herausforderungen. Städte wie Duisburg und Moers machen keine Ausnahme. Denn es sind gerade Städte, welche unter Hitzewellen besonders zu leiden haben. Die Temperaturen sind um einige Grad höher als auf dem Land — was sich speziell in den Nachtstunden bemerkbar macht. Zwar gibt es einige städteplanerische Maßnahmen. Veränderungen brauchen allerdings Handeln in einem wesentlich größeren Maßstab.

Wie Großstädte auch bei Hitzewellen lebenswert bleiben
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