1. Moers Niederrhein

In Wehofen ist England Weltmeister

In Wehofen ist England Weltmeister

"Da wohnt sicher ein Engländer!" Dies ist die erste Reaktion, wenn Ortsunkundige in die Straße "Unter den Ulmen" einbiegen. Doch zumindest alteingesessene Wehofener wissen es besser: "Der Marcus ist nur ein bisschen verrückt."

Und auch Marcus Philipp gesteht, dass er schon in gewisser Weise einen Splen hat. "Das Ganze hat schon als kleiner Junge angefangen", erzählt er von der ersten Begegnung mit englischem Fußball: "Damals war ich mit meinem Onkel bei einem Spiel, wo die Engländer gegen die deutsche Mannschaft antraten. Die ganze Atmosphäre, das war wie Gänsehaut. Die Gesänge und die Stimmung, das hat mich einfach mitgerissen. Das hat mich regelrecht umgehauen!"

 Marcus Philipp und die Queen feuern in Wehofen das englische WM-Team an.
Marcus Philipp und die Queen feuern in Wehofen das englische WM-Team an. Foto: vowie

Und auch heute sorgen die englischen Fans immer noch für ein ganz besonderes Feeling in den Stadien, befindet Marcus: "Das ist einfach phänomenal, das findest du bei uns kaum. Das ist irgendwie ganz anders." Dabei kann er das inzwischen auch deutlich besser beurteilen, denn fast immer dann, wenn es eine Gelegenheit gibt, die englische Nationalmannschaft live zu erleben, ist Marcus Philipp dabei. In Berlin, in London oder wo auch immer, wenn der Ort erreichbar ist, schaut er, ob er dies mit Job, Familie und Kosten vereinbaren kann.

Dabei ist es inzwischen längst nicht nur der Fußball an sich, der ihn für England begeistert. Spätestens seit dem der Maler und Lackierer für seine Firma sechs Wochen auf Montage auf der Insel war, mag er das Land: "Eigentlich wäre ich am liebsten gleich ganz da geblieben."

So geht denn dann auch manche Urlaubsreise auf die Insel. Dies könnte durchaus häufiger geschehen, meint er, doch seine Frau möchte auch mal in wärmere Gefilde, weshalb das Ziel nicht immer England sei. Quasi zum Ausgleich ist er immer mal wieder übers Wochenende in London, Liverpool oder auch Manchester.

Und regelmäßig vor der Weltmeisterschaft wird sein Haus geschmückt. Angefangen habe das schon bei seiner vorigen Wohnung. "Damals waren das zwei, drei Fähnchen", blickt er zurück: "2010 habe ich dann erstmals so richtig geflaggt" und auch bei der WM 2014 war sein Haus ein Fahnenmeer. Genutzt hat das Flagge zeigen bekanntermaßen wenig, denn das englische Nationalteam konnte keinesfalls überzeugen. "2014 war ich so gefrustet, da habe ich alle Fahnen, Schals und was sonst noch so da war, weg geschmissen. Ich war so richtig down", erzählt der 40-Jährige.

Doch jetzt will er es nochmal wissen. Zum einen deshalb, weil die nächste Weltmeisterschaft in Katar stattfinden wird — "Das ist im November. Da kann man ja bei uns kaum im Garten sitzen und Fußball schauen" — und zum anderen, weil er glaubt, dass die "Three Lions" zur jetzigen Weltmeisterschaft besonders gut dastehen. Marcus ist siegessicher: "Wer Weltmeister werden will, muss England schlagen. Doch diesmal wird das ganz schwer!"

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Und so hat er wieder "Fähnchen" aufgehängt. Seit Freitag vor einer Woche ist er dabei Fahnen aufzuhängen: Große, kleine, mittlere und selbst die Queen ziert als "Pappkamerad" die Giebelseite seines Hauses. Was das Ganze gekostet hat? Da will er nicht so ganz raus mit der Sprache, nur "eine gute vierstellige Summe" hat er investiert. Die große Fahne allein hat er in England für rund 220 Euro erstanden und fügt lachend an: "Bei meinen Nachbarn muss ich mich bedanken, dass die meinen Wahnsinn unterstützen!" Denn die Fahnen, Wimpelbänder und Girlanden waren so nur aufzuhängen, weil die Nachbarn Häuserwände und Balkonbrüstungen auch als Befestigungspunkte zur Verfügung stellten. "Das ist einfach Klasse!"

Und noch etwas ist klasse, denn bislang gab es wegen der englischen Fahnen nie Ärger: "Die Leute haben das immer als nette Verrücktheit akzeptiert. Manchmal kommt es vor, dass jemand aus seinem Auto aussteigt und ein Foto macht. Da kommt man dann auch ins Gespräch", schaut Marcus Philipp zurück.

Am Montag gilt es nun erstmals: Gegen 22 Uhr weiß auch Marcus wie das Ergebnis des ersten Gruppenspiels gegen Tunesien ausgegangen ist.

(Niederrhein Verlag GmbH)