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Kohleninsel-Containerterminal soll klimaneutral werden: Energiewende im Hafen

Kohleninsel-Containerterminal soll klimaneutral werden : Energiewende im Hafen

Die Kohleninsel im Ruhrorter Hafen soll zum ersten klimaneutralen Containerterminal Europas umgebaut werden. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst reiste am Donnerstag zum symbolischen Spatenstich an. Der Krieg in der Ukraine setzt den Schwerpunkt: eine unabhängige Energieversorgung.

„Die Kohleninsel hier in Ruhrort war die Energiedrehscheibe für ganz Deutschland“, sagte Hafenchef Markus Bangen. Jetzt übernehme sie die Vorreiterrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität - und zu einer Energieversorgung unabhängig von Russland. Dass dieser Aspekt in allen Ansprachen zentrales Thema war, „darauf hätten wir gerne verzichtet“, so Markus Bangen.

Die Duisburger Hafen-AG (“Duisport“) will mit internationalen Partnern auf den 235.000 Quadratmetern der Kohleninsel das größte Containerterminal im europäischen Hinterland errichten. Das „Duisburg Gateway Terminal“ (DGT) soll Mitte 2023 fertig sein, Stand heute für etwa 110 Millionen Euro Baukosten. Für den Energiebedarf des DGT hat Duisport das Projekt „Enerport II“ aufgesetzt, mit dem der klimaneutrale Betrieb des Terminals gewährleistet werden soll; 25 Millionen Euro sind dafür veranschlagt, davon kommen allein 13 Millionen aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. „Das hier ist die Basis der zukünftigen Industrie“, sagte Staatssekretär Oliver Krischer, produziert werden könne künftig nur noch mit erneuerbarer Energie.

Um welche Mengen es konkret geht, rechnete Oberbürgermeister Sören Link vor: Der komplett mit Wasserstoff gefüllte Gasometer Oberhausen würde für gerade einmal eine halbe Stunde Stahlproduktion in Duisburg reichen.

Projektpartner Westenergie installiert deshalb fürs DGT ein Inselnetz, auch Microgrid genannt, das die erneuerbaren Energien in Gestalt von Photovoltaik- und wasserstoffbasierten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit elektrischen, thermischen Energiespeichern sowie Wasserstoffspeichern steuert und mit den Verbauchern, etwa den sechs Portalkränen, vernetzt. Und mit den Schiffen: Hafenmund-Anwohner können vom Schweröl-Duft ein Liedchen singen. Damit die anliegenden Schiffe nicht mehr ihre Jockel laufen lassen, sollen sie an Landstrom angeschlossen werden. Von der Firma Rolls-Royce kommen zwei Wasserstoff-Blockheizkraftwerke, die insgesamt zwei Megawatt Leistung für die elektrische Grundlast und die Wärmeversorgung liefern. Außerdem will Rolls-Royce drei 20-Fuß-Container mit Brennstoffzellenmodulen bestücken, um Spitzenlasten abzudecken, wenn zum Beispiel alle sechs Kräne in Bewegung sind. Die drei Module bringen es auf 1,5 Megawatt Leistung - genug, um den Stromverbrauch von 3.500 Häusern abzudecken.

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Überhaupt Module: Modular ist das gesamte Projekt gedacht, sprich: Es können jederzeit neue Projekte angekoppelt werden. Und, zum Beispiel, auch der Hafenstadtteil Ruhrort, der ja bis 2030 umweltneutral sein will. Vorerst wird der benötigte Wasserstoff wohl per Lkw angeliefert werden, langfristig wären Pipelines die Lösung für den Transport des „ungefährlichsten aller Gase“, wie Katherina Reiche von Westenergie erklärte.

„Die Kohle geht, der Wasserstoff kommt“, fasst Ministerpräsident Wüst zusammen. Er sieht im klimaneutralen Umbau auch ein „Versöhnungsprojekt“: Sowohl denen, „die freitags demonstrieren gehen“, als auch denen, die sich Sorgen um Arbeitsplätze und Energiepreise machen, werde hier gezeigt: „Wir tun was.“