1. Krefeld

Krefelder Schüler befragt ersten Deutschen im All: Schularbeit: Kosmonauten-Interview

Krefelder Schüler befragt ersten Deutschen im All : Schularbeit: Kosmonauten-Interview

Für eine Geschichtsarbeit hat sich Florian Jurianz, Gymnasiast der Marienschule, ein spannendes Thema ausgesucht: Die Raumfahrt im Kalten Krieg. Als Zeitzeuge diente ihm Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltraum.

Er startete 1978 für die DDR.


Krefeld Die letzten Augusttage 1978 erlebte Sigmund Jähn an einem - für einen DDR-Bürger denkbar ungewöhnlichen Ort: In der Erdumlaufbahn. 125 Mal umrundete der Jagdpilot der DDR-Luftwaffe an Bord der sowjetischen Raumstation Saljut 6 den blauen Planeten - und experimentierte fleißig.

In Ostberlin war man aus dem Häuschen angesichts der Raumflug-Premiere und feierte die unverbrüchliche Freundschaft zwischen der DDR und der damaligen UdSSR. Dass es eben ein DDR-Bürger und kein Westdeutscher war, der als erster das All erreicht hatte, wurde genüsslich kommentiert und als schlagender Beweis für die Überlegenheit des Sozialismus gewertet. Das verknöcherte DDR-Fernsehen bekam sogar eine Live-Schaltung zum ersten Deutschen im All hin.

Florian Jurianz, Gymnasiast der Marienschule, hat diese ganz besonderen Tage für eine 14 Seiten starke Arbeit im Fach Geschichte untersucht. Er interessierte sich für den Vergleich zwischen ost- und westdeutschen Medien - sein Thema war speziell die Raumfahrt als Instrument im Kalten Krieg.

Dazu wertete der 17-Jährige Ausgaben des SED-Organs Neues Deutschland und der Rheinischen Post aus - beide Verlage hatten ihm Kopien ihrer 40 Jahre alten Artikel auf seine Anfrage hin kostenlos zur Verfügung gestellt. Den langen Lobeshymnen der DDR-Parteizeitung standen im Westen einige wenige, sehr zurückhaltende Artikel gegenüber. Die Unfreiheit des östlichen Systems war auch in der Raumfahrt immer wieder Thema. Eine Karikatur der RP zeigte Jähn sogar an eine Rakete gekettet - unterschiedlicher konnten Berichte über das gleiche Ereignis kaum sein.

Zum Abschluss gelang es Jurianz, Sigmund Jähn zu interviewen - der Kontakt war schnell hergestellt, da der Kosmonaut aus dem Vogtland ein alter Freund der Familie ist.
Der heute 80-Jährige erzählte dem jungen Krefelder begeistert von seinem Flug und den Experimenten mit der eigens angefertigten Spektralkamera. Zu seiner politischen Rolle sagte Jähn hingegen "nicht so viel".

Die Raumfahrt hat Jähn auch nach Ende des "Wetlaufs der System" nicht losgelassen. Heute berät der ehemalige DDR-General das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die ESA.