1. Krefeld

Winfried Schittges (CDU) zieht sich zurück: Politik als Mittel der Selbstachtung

Winfried Schittges (CDU) zieht sich zurück : Politik als Mittel der Selbstachtung

Nach 27 Jahren im Landtag und 40 Jahren im Stadtrat zieht sich Ex-CDU-Boss Winfried Schittges aus der Politik zurück. Einblicke in ein erfülltes Leben:

"Das Tollste an meinem politischen Leben war, so viele Menschen kennengelernt zu haben", zieht Winfried Schittges Bilanz. Der Landtagsabgeordnete sitzt im Lesesessel seines Bockumer Hauses und denkt an 1975 zurück, als er das erste Mal für den Krefelder Stadtrat kandidierte: "Ich habe jeden einzelnen Haushalt meines Wahlkreises besucht."

Unzählige Menschen traf er dadurch persönlich an. Ergebnis: Schittges "zog" den Wahlkreis und hat ihn 40 Jahre verteidigen können. Immer getreu seinem Motto: "Man muss direkt auf die Menschen zugehen, sonst gewinnt man keine Wahlen." Den "tollsten Wahlkampf" erlebte der geniale Netzwerker bei der Landtagswahl 1995. "Da haben sich viele Freunde öffentlich mit ihrem Bild für mich ausgesprochen".

Freundschaften schließen, Bekanntschaften pflegen, Weggefährten sammeln, Interessensgemeinschaften organisieren. Das ist entscheidend vor allem für die innerparteiliche Mehrheitsbildung. Aber ebenso darüber hinaus: "Ich habe als Parteivorsitzender gerade in der Anfangszeit, als die Krefelder CDU hoch verschuldet war, mehr Spenden gesammelt als die Schatzmeister vor mir."

Dabei war die öffentliche Wirkung dem jungen Schittges keineswegs in die Wiege gelegt: "Als Lehrling zitterte ich immer, wenn ich den Mund aufmachen sollte." Dann aber lernte der Azubi, sich zu überwinden: "Man darf nicht mutlos sein, muss sich immer neu ranmachen." Dazu trug auch seine Wehrdienstzeit bei der Marine bei: "Die hat mich reifer werden lassen." Und nichts ist überzeugender als der Erfolg. "Ich wurde selbstsicherer, als ich in der Politik Anerkennung fand."

Das ist überhaupt der Grund, warum Schittges heute voller Freude und Zufriedenheit auf sein politisches Leben zurückblickt: "Die aktive Betätigung in der Politik bringt bei aller Kritik und allen Niederlagen, die man durchlebt, den Respekt der Menschen ein." Mehr noch. Schittges begreift Politik auch als Form der Selbstachtung: "Man darf nicht andere über sich entscheiden lassen."

Das sagt er auch immer wieder jungen Leuten: "Bringen Sie sich in die Politik ein, entscheiden Sie selbst über Ihre Lebensverhältnisse." Leider schwinde dazu die Bereitschaft. Der Kreis der Engagierten, die sich mit Leidenschaft den öffentlichen Aufgaben widmen, werde immer kleiner.

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Schittges selbst hat nun genug getan fürs Gemeinwesen: Landtag, Landschaftsverband, Stadtrat, Partei. Er war überall in Führungspositionen. Wenn er im kommenden Jahr aus dem Landesparlament ausscheidet, gibt er sein letztes öffentliches Amt ab.

Das Interesse an der Politik bleibt. Und an Menschen. Damit man nie vergisst, für wen man Politik macht.

(StadtSpiegel)