1. Krefeld

Leichen in Gift-Tantchens Keller

Leichen in Gift-Tantchens Keller

Die Schauspielsparte des Krefelder Stadttheaters lockert die Spielzeit mit einer Boulevardkomödie auf. „Arsen und Spitzenhäubchen“ vergnügte das Publikum der Premierenvorstellung am Samstag köstlich.

Die vielen Lacher und der rasende Schlussapplaus zeugten davon. Die Horrorkomödie aus dem Amerika der 40er Jahre vereint viel schwarzen Humor, Situationswitz und ein wenig Slapstick. Regisseurin Uta Koschel lässt die Geschichte um zwei harmlos scheinende Tanten, die den Keller voller Leichen haben, geradlinig ablaufen. Auf „modernen“ Regie-Schnickschnack wird verzichtet. Entsprechend bleibt das Bühnenbild von Udo Hesse realistisch. Es zeigt ein altmodisches Wohnzimmer mit vielen Türen, die die zahlreichen Auftritte und Abtritte erlauben. Eine durchweg „traditionelle“ Inszenierung, anschaulich und leicht nachvollziehbar.

Das Schauspielensemble zeigte sich bestens aufgelegt. Esther Keil als ältliche Tante Abby bewies wieder mal, dass sie einfach alles glaubhaft spielen kann. Neben ihr bleiben vor allem Paul Steinbach als bedrohlicher Gangster Jonathan und Bruno Winzen als verruchter Frankenstein-Arzt in Erinnerung. Beide sind so skurril böse, so gefährlich verletzbar, dass sie zum Motor der Spannungskurve im Spiel werden.

Die Textvorlage ist witzig, ohne in die heute übliche Albernheit umzuschlagen. Mit der Logik und der Psychologie hapert es naturgemäß, da es sich eben um reinen Boulevard handelt. Die Löcher gehören zum Genre.

Heutigen Regisseuren wird gern vorgeworfen, dass sie die klassischen Stücke „verwursten“ oder gar „zertrümmern“. Bei Uta Koschel trifft das Gegenteil zu. Sie hält sich so penibel an das Zeitkolorit der Vorlage, dass gerade daraus eine gewisse Fremdheit entsteht: Ist wirklich jedem Zuschauer noch bewusst, dass Boris Karloff, dessen Name mehrfach fällt, ein Monsterdarsteller im alten Schwarz-weiß-Film war? Dennoch: das Stück bereitet den Zuschauern einen leichtfüßig- amüsanten Abend. Darauf kommt es an.

Vorstellungen: 21. Nov.; 3.,5. Dez.; 10. Jan.; 8. Feb.; 5.,29., 31. März. Theaterkasse Tel: 02151/ 805-125.

(StadtSpiegel)