1. Krefeld

Große Überraschung an der Eremitenquelle am Hülser Berg

Große Überraschung am Hülser Berg : Eremitenquelle sprudelt wieder

15 Jahre war die legendäre Eremitenquelle am Hülser Berg versiegt. Jetzt sprudelt sie plötzlich wieder. Wie ist das möglich?

Seit Februar plätschert sie plötzlich wieder: die Eremitenquelle am Hülser Berg, oberhalb des Heinrich-Mertens-Gedenksteins. „15 Jahre lang war sie versiegt“, bedauert Dr. Thomas Delschen, Vorsitzender des Hülser Heimatvereins. Schon als Knabe hatte der heutige Wissenschaftler in dem Rinnsaal der Quelle gespielt.

„Sie ist meine Lieblingsquelle“, bekennt auch Stefan Kronsbein. Als Vorsitzender des Regionalverbandes Niederrhein im Verband für Denkmalpflege und Landschaftsschutz kennt er rund 500 Quellen. Doch keine habe eine so anrührende Geschichte.

Ihr Name geht auf einen Einsiedler zurück, der vor 1805 am Hülser Berg lebte. Einer Sage nach soll sie einst von einem Ritter, der Buße für eine Missetat leisten musste, mit bloßen Händen ausgegraben worden sein.

Dem Wasser der Quelle schrieb die Bevölkerung in alter Zeit eine Linderung bei Augenleiden zu. Überdies sollte der Genuss des Wassers die Fruchtbarkeit steigern, weshalb die Quelle im Volksmund auch „Jungfernpöttchen“ genannt wurde. Wasser wurde aber auch einfach deshalb geschöpft, um Tee zuzubereiten. Im Jahre 1904 ist die Quelle mit der heute noch bestehenden Mauer eingefasst worden.

Die Quelle gilt den Hülsern als Wahrzeichen. Beim Besichtigungstermin von Dr. Delschen und Kronsbein kommen Spaziergänger vorbei, die sich von der Wiederbelebung der Quelle überzeugen wollen. Fotos werden gemacht. Eine Familie füllt ihre Wasserflaschen.

„Ich habe auch von ihr getrunken“, erklärt Kronsbein, „hat mir nicht geschadet.“ Biologin Dr. Carmen Gallas ist da vorsichtiger: „Ich würde nicht von ihr trinken“, erklärt sie, „niemand weiß, ob im Rohr nicht etwa eine tote Maus liegt“.

Sie misst die Wassertemperatur: 10 Grad. „Das Wasser hat einen hohen Sauerstoffgehalt“, stellt sie nach weiteren Messungen fest.

Weshalb nun die Quelle versiegt war und jetzt plötzlich wieder sprudelt, bleibt aber unklar. Grundsätzlich gehen die Forscher davon aus, dass es sich bei dem Wasser der Quelle um Sickerwasser im Berg handelt, das wegen einer Tonschicht nicht nach unten ablaufen kann und deshalb an der Seite austritt.

„Vielleicht haben die Bäume zu viel Wasser aufgenommen“, referiert Dr. Delschen verschiedene Vermutungen über das Versiegen der Quelle, „vielleicht hat sich auch der Berg gesenkt oder das Wasser lief an der Tonschicht ab.“

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Und warum sie jetzt wieder sprudelt? Vielleicht, dass der viele Regen des letzten Halbjahres die Quelle wieder „flott“ machte. Möglich, aber nur eine Vermutung.

„Wir wissen auch nicht genau, welche technische Fassung sich hinter der Mauer verbirgt“, erläutert Dr. Delschen die Unsicherheit. Dort werden 1904 Auffangrohre angelegt worden sein. Vielleicht waren Rohre zeitweise verstopft.

Dies nachzuforschen ist nicht leicht, denn die Quelle darf nicht einfach aufgegraben werden. Sie stellt ein geschütztes Naturdenkmal dar. Fest steht nur, dass die Wassermenge seit Februar kontinuierlich gestiegen ist. Tröpfelte die Quelle anfangs noch, hat sie sich seit Anfang März auf nunmehr 160 Liter pro Stunde gesteigert. Das lässt hoffen.