1. Krefeld

Asyldebatte: Kein schöner Land

Asyldebatte: Kein schöner Land

Mit einer ungewöhnlichen Aktion greift das Krefelder Stadttheater in die Tagesaktualität ein.

Immer mittwochs treffen sich im Café Sarah an der Corneliusstraße über 100 Asylbewerber und Einheimische zum Erfahrungsaustausch. "Inzwischen bieten wir auch therapeutische Tänze an, eine Juristin berät vor Ort und ein arabisch sprechender Arzt steht zur Verfügung", schildert Mitinitiator Joachim Watzlawick die bunte Szenerie.

Neulich schauten sich weitere Gäste beim munteren Treiben um: Matthias Gehrt, Schauspieldirektor am Krefelder Stadttheater, und sein Dramaturg Martin Vöhringer. Die beiden Theatermacher luden Watzlawick und die Betreiber ein, das Begegnungscafé zusätzlich im großen Haus des Theaters abzuhalten; und zwar von April an zehn mal montags ab 19 Uhr im sogenannten Glasfoyer.

Anlass der Einladung ist das neue Projekt des Schauspielhauses:

Gehrt und sein Team entwickeln derzeit ein aktuelles Theaterstück zur Flüchtlingskrise. Eigens geschrieben für das Gemeinschaftstheater Krefeld-Mönchengladbach. Inspiriert durch viele Gespräche mit Flüchtlingen und der Auswertung deutscher Presseartikel.

Wie nahe an der Aktualität das Stück sein wird, lässt sich am Wechsel der Arbeitstitel ablesen: "Ursprünglich lautete der Arbeitstitel Lampedusa", erklärt Gehrt. Inzwischen aber ist die Mittelmeerinsel mit ihren Katastrophen um ertrunkene Flüchtlinge aus den Schlagzeilen verschwunden. Deshalb trägt das im Entstehen begriffene Stück jetzt den Arbeitstitel "Kein schöner Land".

Damit spielt Gehrt auf die geplante Handlung an: Auf einer Chorprobe taucht ein Asylbewerber auf, der mitsingen möchte. Daraus ergeben sich Konflikte.

Ursprünglich hatten die Initiatoren überlegt, wahre Asylbewerber auf die Bühne zu bringen. Doch sie kamen von der Idee ab, um Menschen nicht öffentlich vorzuführen. "Auf der Bühne stehen unsere Schauspieler", versichert Gehrt. Das hat auch einen praktischen Grund: "Wir wollen dem Publikum in erster Linie gutes Theater bieten". Ebenfalls Intendant Michael Grosse hat eine Rolle übernommen. Premiere des Stücks ist am 28. Mai.

Doch ist angedacht, Krefelder Flüchtlinge an den Proben teilnehmen zu lassen. Für einen arabischen Übersetzer ist gesorgt.

Begleitend zum Schauspiel, das auf der großen Bühne aufgeführt wird, bietet das Theater eine Reihe von Lesungen, Filmvorführungen und Musikdarbietungen im Glasfoyer an. Sie sind als "Extra" im Anschluss an das geplante Begegnungscafé gedacht und sollen jeweils um 20 Uhr beginnen.

Mit dieser Gesamtaktion stellt sich das Stadttheater, das sein Publikum mit der Inszenierung vieler klassischer Stoffe erfreut hat, auch den tagesaktuellen Debatten in der Krefelder Bürgerschaft.

(StadtSpiegel)