1. Moers Niederrhein

Nicolas Altstaedt spielt Bachs Solosuiten für Cello

: Bachs starke Äste

Nicolas Altstaedt löst sein Versprechen ein: Im Lehmbruck-Museum spielt er am 12. Juni (19.30 Uhr) sämtliche sechs Solosuiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach – als Benefizkonzert für eine Schülerinitiative, die weltweit Bäume pflanzt.

Wenn er spielt, merkt man als Zuhörer: Der hat was zu sagen. Nicolas Altstaedt hat Entlegenes und Verwegenes ebenso drauf wie die großen Klassiker. In Duisburg besorgte er die Erstaufführung eines Cellokonzerts von Thomas Agerfeldt Olesen und mit Hauschka die Uraufführung von dessen Fellini-Vertonung „Lost“, als Residenzkünstler 2016/17 spielte er hier Meilensteine des Repertoires wie Dvoraks Cellokonzert. Für den Musikpreis der Stadt Duisburg 2018 bedankte er sich mit Bachs erster Suite für Cello solo und versprach, alle sechs Suiten in Duisburg aufzuführen. Jetzt ist es so weit.

„Sie sind die Quintessenz von Bachs Schaffen, und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik“, sagte Pablo Casals über Bachs Cellosuiten. Tatsächlich hat Bach die Möglichkeiten des damals noch recht neuen Soloinstruments voll ausgeschöpft. Die Suiten sind typische Folgen barocker höfischer Tänze, wobei Bach quasi das Beste aus der französischen und der italienischen Tradition zu etwas Neuem verbindet: Was den Reichtum der Formen betrifft, die melodische Fantasie und glanzvolle Virtuosität, stehen sie einsam an der Spitze der Gattung. Oder, wie es in der Ankündigung der Elbphilharmonie heißt, wo Altstaedt die Suiten drei Tage später spielen wird: „Selten hat Einstimmigkeit so mehrdimensional gewirkt.“

„Das ist Musik, die ich am liebsten zu Hause im Wohnzimmer spiele“, sagt Nicolas Altstaedt und meint nicht etwa häusliche Gemütlichkeit, sondern Intimität und Konzentration. Angesichts des durchaus anstrengenden, aber sehr erfüllenden Weges, der mit Bachs Cellosuiten zurückzulegen ist, sieht er sich eher als Zuhörer denn als Interpret. Das Lehmbruck-Museum, wo gerade die ganze Komplexität der Schönheit zwischen Rodin und Lehmbruck aufgespannt wird, dürfte dafür ein gutes Wohnzimmer abgeben.

Weil Bach ja auch der Baum ist, in dessen Ästen quasi die gesamte abendländische Musik nistet, ist der Abend ein Benefizkonzert zugunsten der Plant-for-the-Planet Foundation, einer weltweiten Initiative von Kindern und Jugendlichen, die seit 2007 bereits 16 Milliarden Bäume gepflanzt haben, um der Klimakrise entgegenzuwirken: „Wir pflanzen Bäume für eine bessere Welt.“ Genau das tut, im übertragenen Sinne, dieses Konzert.

Achtung: Im gedruckten Jahresprogramm „play“ ist der Beginn fälschlicherweise mit 20 Uhr angegeben; tatsächlich beginnt das Konzert um 19.30 Uhr!