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Der MTV Rheinwacht Dinslaken krönt die Saison : Die Sensations-Meister

Handball: Der MTV Rheinwacht Dinslaken hat die Sensation in der Regionalliga Nordrhein perfekt gemacht und ist tatsächlich als Aufsteiger Meister geworden. Nach der ziemlich ernüchternden 26:34-Klatsche in Korschenbroich war die Stimmung im Keller. Einen Tag und einen dramatischen 29:28-Sieg von TuSEM Essen II gegen den MTV-Verfolger aus Ratingen später sah die Welt aber schon wieder ganz anders aus.

Es waren schon fast skurrile Szenen, die sich da auf der Essener Margarethenhöhe abspielten. Ein ganzes Pulk aus treuen MTV-Anhängern und -Spielern hatte sich aus Dinslaken auf den Weg gemacht, die TuSEM-Reserve zu unterstützen. Und das taten sie lautstark, mit Fahnen und Bannern - in den Farben sind beide Vereine ja vereint, insofern passte das ganz gut. Die Ausgangslage war eine klare: Bei einem Sieg der Essener wäre der MTV trotz der beiden Niederlagen in den letzten beiden Saisonspielen Meister.

Hätten die haushoch favorisierten Ratinger einen Punkt geholt, würden sie sich dagegen die Krone aufsetzen. So viel Unterstützung, und das dann auch noch von fremden Fans, sind die jungen Essener sonst gar nicht gewöhnt. Und die beste Rückrundenmannschaft der Liga bedankte sich auf ihre Art: mit einem leidenschaftlichen, couragierten und kämpferischen Auftritt. Am Ende eines unfassbaren Handball-Krimis, inklusive Essener Torwartparade in der letzten Spielsekunde, stand es fest: Essen hat Dinslaken zum Regionalliga-Meister gemacht. Während die gut 300 Ratinger Fans ihre Meisterbanner wieder einpackten und konsterniert ins Leere starrten, begann im MTV-Block die Meisterfeier. Die wurde dann natürlich auch mal kurzerhand aufs Spielfeld verlegt, wo sich dann Essener und Dinslakener in den Armen lagen.

In Dinslaken hingen am Sonntagnachmittag Hunderte MTV-Anhänger über ihren Handys und starrten gebannt auf den Liveticker aus Essen. Und auch MTV-Coach Harald Jakobs machte genau das. Nach Essen wollte er nicht fahren. „Ich habe auch wirklich nicht damit gerechnet, dass Ratingen sich das noch nehmen lässt. Dafür haben sie zum Ende der Saison viel zu souverän gespielt.“ Als nach dem Krimi klar war, dass der MTV es gepackt hatte und die ersten digitalen Glückwünsche per Whattsapp eintrudelten, fiel ganz viel ab vom Trainer des Aufsteigers. „Ich war schon sehr nervös“, gab der so sehr in sich ruhende Rheinwacht-Trainer zu, „und habe mich dann am Ende so sehr gefreut.“ Seine Jungs freuten sich natürlich auch und starteten eine spontane sonntagabendliche Meisterfeier bei Maaß.

 Jonas Höffner zeigte im Angriff eine gute Leistung in Korschenbroich.
Jonas Höffner zeigte im Angriff eine gute Leistung in Korschenbroich. Foto: Fynn Frenk

Bei Jakobs war auch eine große Portion Genugtuung nach der herben Enttäuschung in Korschenbroich, wo kein MTV-Spieler die Nervosität im Griff hatte und Normalform zeigte, dabei: „Denn wir standen seit der Herbstmeisterschaft verdientermaßen da ganz oben. Und es wäre schon sehr bitter gewesen, wenn wir das ganz zum Schluss noch aus der Hand gegeben hätten.“ Harald Jakobs ist ein bescheidener Vertreter seines Faches. Sein Team sei sicherlich nicht der Überflieger der Liga. „Wir gehören zu den fünf, sechs besten Mannschaften der Liga.“ In nur vier Partien hätte sein Team souverän gewonnen, alle anderen Matches waren Kopf-an-Kopf-Rennen - oft mit dem besseren Ausgang für den MTV. „Unsere Stärke ist unsere mannschaftliche Geschlossenheit, unser Teamgeist. Das hat den Unterschied in dieser Saison gemacht“, freut sich Jakobs über den tollen Zusammenhalt in seiner Truppe. Eine große Rolle spielten natürlich auch die Fans. In Korschenbroich folgten dem MTV wieder rund 300 Anhänger. „Was da zusammen gewachsen ist, ist schon der Wahnsinn“, weiß auch Jakobs um den Wert der Unterstützung.

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Jetzt geht’s also weiter. Am Samstag, 14 Uhr, kommt mit dem TV Plochingen der Tabellenzweite der Oberliga Baden-Württemberg (Rückspiel: 18. Mai, 20 Uhr). Der Run auf die Tickets nimmt sofort fast absurde Maße an: Bereits am Montagmorgen waren schon 350 Karten weg. Über eine Verlegung in eine größere Halle wurde diskutiert, „aber wir wollen unbedingt in der Douvermannhalle spielen“, so Harald Jakobs. Der hat bis jetzt keine Ahnung, was auf sein Team zukommt, hofft aber noch auf Videomaterial. Eine Sache weiß er aber ganz genau: „Ich bin mir sicher, dass die Jungs ihre Nervosität jetzt ablegen können und den Kopf wieder frei bekommen. Denn alles, was jetzt kommt, ist für uns ein absoluter Bonus.“

Unterstützung für den MTV gibt es aus dem Lager des VfB Homberg. Die Homberger sind als Tabellenzwölfter noch vom Abstieg bedroht. Schafft es der MTV nicht, sich für die 3. Liga zu qualifizieren, muss der VfB runter in die Oberliga. VfB-Spieler- und -Sportdirektor Mirko Szymanowicz postete bei Instagram „Jetzt aber bitte auch zu Ende bringen“, und kündigte auch gleich Fan-Unterstützung aus Homberg an. „Wir müssen jetzt noch mindestens zwei Wochen die Daumen drücken“, sagt Achim Schürmann, Trainer beim VfB. Der hatte im Übrigen schon im ersten Saisondrittel einen Geheimtipp auf den Meistertitel: MTV Rheinwacht Dinslaken ...