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Ingo Wald bei der MSV-Jahreshauptversammlung: „Horrorvision“ 3. Liga

Ingo Wald bei der MSV-Jahreshauptversammlung : „Horrorvision“ 3. Liga

MSV-Präsident Ingo Wald macht bei der Jahreshauptversammlung des MSV Duisburg nochmals klar, wie immens wichtig der Klassenerhalt in dieser Saison ist. Zebras treten heute bei Erzgebirge Aue an. Ein Auswärtsspiel, an das sie eigentlich ganz gute Erinnerungen haben.

Die Situationen ähneln sich. Zumindest ein wenig. Im April vergangenen Jahres stand der MSV auch mit dem Rücken zur Wand. Auf eine punktemäßig starke Hinrunde folgte ein jäher Absturz. Nach einer in Kiel mit der 0:5-Klatsche beginnenden und seit Spieltagen andauernden Negativserie befand sich die Truppe vom damaligen Trainer Ilia Gruev plötzlich in höchster Abstiegsnot. Dann kam das Spiel in Aue. Und dort begann mit dem so unfassbar wichtigen 3:1-Sieg der Endspurt der Duisburger, welcher die Gruev-Elf am Ende noch bis auf Platz sieben der Zweitliga-Tabelle spülte.

Ein knappes Jahr später steht wieder ein Auswärtsspiel in Aue auf dem Programm. Nämlich heute, wenn der MSV um 13.30 Uhr im Erzgebirgsstadion ran muss. Und wieder huscht das Abstiegsgespenst über die Gänge des Trainingszentrums an der Westender Straße. Allerdings in etwas bedrohlicherer Form als noch im Vorjahr. Der MSV ziert das Ende der Tabelle in Liga zwei. 16 Punkte aus 22 Partien ist eine haarsträubende Ausbeute. Der Effekt durch den Trainerwechsel von Ilia Gruev zu Torsten Lieberknecht ist längst verflogen. Den jüngsten Nackenschlag gab es beim 2:3 im Heimspiel gegen Berlin. Gut gespielt, gut gekämpft, am Ende aber nichts geholt. Der MSV ist defensiv arg anfällig und aktuell nicht in der Lage, Führungen länger als wenige Minuten über die Zeit zu bringen. Genau so lief es schon reichlich oft in dieser Saison. Das muss sich ändern. Denn einen Abstieg kann sich der seit Jahren finanziell derbe angeschlagene MSV Duisburg nicht leisten. Das machte Ingo Wald, der gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Robert Philipps, Bernard Dietz und Udo Steinke ohne Gegenstimme für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde, im Rahmen der Jahreshauptversammlung im Theater am Marientor noch mal in aller Deutlichkeit klar. "Die 3. Liga bleibt unsere Horrorvision und ist eigentlich nicht darstellbar", betonte Wald.

Zum Hintergrund: Das nicht durch Vermögenswerte gedeckte negative Eigenkapital des MSV in der Gesamtkonzernbilanz lag Stand 30.6.2018 bei 6,417 Mio. Euro. Beim Lizenzentzug vor sechs Jahren war der Wert doppelt so hoch. Den Schulden von rund 16 Mio. Euro stehen aktuell Werte von fast zehn Mio. Euro gegenüber. Schuldenfrei wird der Verein in absehbarerer Zeit nicht werden. "Aber das muss er auch gar nicht", betont Ingo Wald. Denn viel wichtiger sind die Gegenpositionen auf der Aktivseite. Sprich: Der MSV muss Werte schaffen.

Ein solcher Wert könnte zum Beispiel das Gelände an der Westender Straße, auf dem das NLZ steht, sein. Um das zu erwerben, braucht der MSV frisches Geld, sprich: Kredite zu attraktiven Konditionen. Die sind aber nicht in Sicht. "Mit solchen Bilanzen kriegen wir bei den Banken keinen Fuß in die Tür. Momentan können wir froh sein, wenn wir überhaupt einen Kaffee bekommen", hat Ingo Wald das plakativ dargestellt. Um nach dem Kaffee bei der Bank auch über Kredite zu verhandeln, muss der MSV seine finanzielle Position verbessern. Das kann er aber nur in Liga zwei. Die 3. Liga ist dagegen schlicht zu teuer. Das Geschäftsjahr 2017/18 hat dem MSV mit dem siebten Platz in der Abschlusstabelle der 2. Liga einen Jahresüberschuss von 650.000 Euro beschert. "Und das", betont Geschäftsführer Peter Mohnhaupt, "ohne das Einfließen von Sondereffekten." Im Klartext: Auch ohne außerordentliche Sponsoringabschlüsse oder zusätzliche Kredite haben die MSV-Verantwortlichen gezeigt, dass der MSV in Liga zwei Stück für Stück gesunden kann. "Aber", betont Ingo Wald, "unsere Gesundung kann nur in der 2. Liga gelingen."

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8,5 Millionen Euro hat der neue TV-Vertrag dem MSV beschert. In Liga drei gibt es nur einen Bruchteil davon. Peter Mohnhaupt rechnet vor: "Ein Jahr in der 3. Liga wirft uns um drei Jahre zurück." Da brauch man kein Finanzexperte zu sein, um zu verstehen, wie lange es nach einem Abstieg ohne sofortigen Wiederaufstieg wohl gut gehen könnte.

Bei der Jahreshauptversammlung waren auch alle Spieler und Trainer am Start. Das Gewicht auf deren Schulter, nicht nur um die eigene Zukunft — sonder auch um die des Vereins — zu spielen, macht das Unterfangen Klassenerhalt nicht einfacher ...

(Niederrhein Verlag GmbH)