1. Moers Niederrhein

Diskussion um Straßenbäume: Alte weg, neue pflanzen?

Diskussion ums Grün in der Stadt : Kein Freund, der Baum?

40 bis 45 Prozent der Duisburger Bäume sollten „alsbald ersetzt“ werden. Mit dieser Forderung hat Henning Hürten von den Wirtschaftsbetrieben für heftige Diskussionen gesorgt. Die Grünen fürchten ein „Kettensägenmassaker.“

Bäume machen Dreck. Laub und anderer Abwurf verstopfen Regenrinnen, Rinnsteine und Gullys, von Ästen scheißen Tauben auf Autos, Wurzeln heben Gehwegplatten an und durchbrechen die Fahrbahn.

Bäume sind lebensnotwendig. Sie filtern die Luft, sorgen für frischen Sauerstoff, spenden Schatten und sind Lebensraum für Insekten und Vögel.

Bäume sind Diskussionsstoff – in Duisburg spätestens seit der Aufhebung der Baumschutzsatzung und den massiven Abholzungen auf Mercator- und jüngst Friedrich-Wilhelm-Straße.

50.000 Straßenbäume stehen in Duisburg. 20.000 davon würde Henning Hürten gerne fällen und dafür neue, junge Bäume pflanzen, wie er gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen“ erklärte: „Die Stadt braucht eher 100.000 junge Bäume als 50.000 alte.“ Hürten ist Gartenbaumeister bei den Wirtschaftsbetrieben und seit 1991 mit Straßenbäumen beschäftigt. Straßenbäume würden unter dem Verkehr leiden und deshalb im Alter in ihrer Leistungsfähigkeit nachlassen.

Die Duisburger „GroKo“ aus SPD und CDU springt dem Baumexperten bei. Reiner Friedrich (SPD), Vorsitzender des Umweltausschusses, schreibt: „Dass zum Beispiel große, alte Platanen zu massiven Schäden an Wegen und Bauwerken führen können, einige kranke Bäume wenig ökologischen Nutzen haben und daher für ein besseres Stadtklima auch mal durch neue Jungbäume ersetzt werden müssen, gehört zur Wahrheit.“

Das sehen nicht alle so. Beim Umweltmarkt der Nachhaltigkeitswochen am vergangenen Samstag versammelten sich Aktivisten der „Extinction Rebellion“ zum „Die-in“ und kippten um wie gefällte Bäume - ausgerechnet vorm Stand der SPD, die als „Säge-Partei Duisburg“ verspottet wurde. Mit mehreren scharfen Einlassungen meldeten sich auch die Duisburger Grünen zu Wort. „Es ist kurzsichtig, sich an den Straßenbäumen zu vergreifen, sie durch pflegeleichte Ziergehölze zu ersetzen und damit alle Bemühungen um den Klimaschutz zu konterkarieren“, schreibt Anna von Spiczak, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion.

Während nach Informationen der Grünen seit Abschaffung der Baumschutzsatzung schon mehr als 3.000 Bäume auf privatem Grund gefällt worden seien, dürfte der „Austausch“ der Straßenbäume vorerst noch nicht so leicht zu bewerkstelligen sein. Ein großer Teil der Straßenbäume gehört zu einer der über 300 Alleen im Stadtgebiet, und die wiederum sind durchs Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Schon vor einem Jahr habe die Bezirksregierung Düsseldorf die Stadt Duisburg aufgefordert, den Umgang mit ihren Alleen verbindlich in einem Alleenkonzept zu regeln, so die Grünen; sowohl Oberbürgermeister als auch Stadtdirektor hätten ein Alleenkonzept bis Ende des Jahres angekündigt. Die Grünen fordern deshalb, dass über den derzeitigen Stand des Konzepts informiert und die Öffentlichkeit daran beteiligt wird. Und empfehlen darüber hinaus, statt der Bäume 40 bis 45 Prozent der Ratsmitglieder auszutauschen ...