1. Moers Niederrhein

Die belgische Besatzungszeit in Homberg nach dem 1. Weltkrieg (1918 - 1926): Ansichtskarten als Zeugnisse der Geschichte

Die belgische Besatzungszeit in Homberg nach dem 1. Weltkrieg (1918 - 1926) : Ansichtskarten als Zeugnisse der Geschichte

Von Dezember 1918 bis Januar 1926 dauerte die belgische Besatzungszeit nach dem 1. Weltkrieg in Homberg.


Am 12. Dezember 1918 besetzten belgische Truppen Homberg und forderten Quartiere für die rund 1500 Mann starke Besatzungstruppe. Die Bevölkerung hatte unter der belgischen Besatzung sehr zu leiden. Schikanen waren an der Tagesordnung. Für viele überstieg das oft das Maß des Erträglichen. Im Laufe der Homberger Besetzung fällten die Belgier aus Rache die Bismarckeiche auf dem Bismarckplatz und auf dem Hochheider Marktplatz die Erinnerungseiche. Beim Kriegerdenkmal in Essenberg schlugen sie der "Germania" den Arm mit dem Schwert ab.
Von den Besatzern wurde auch verfügt, dass neue Ansichtskarten nur noch mit französischem Text gedruckt werden durften. Es wurde strengstens darauf geachtet, dass sich die Homberger Buchdruckereien Hadtstein, Meister und Steinfort auch daran hielten. Pötters war nicht davon betroffen, da die Druckerei erst im Laufe des Jahres 1926 gegründet wurde. Hadtstein wurde einmal dabei "erwischt", dass man eine neue Karte mit deutscher Aufschrift herausgebracht hatte. Außer, dass die Auflage sofort wieder eingestampft werden musste, gab es eine strenge Strafe. Wie diese aussah, ist nicht überliefert.

 Absolute Rarität: Eine Leporello-Ansichtskarte aus der belgischen Besatzungszeit in Homberg. Die Bildfahne war zum rausziehen und erstaunlicher weise noch mit deutscher Beschriftung.
Absolute Rarität: Eine Leporello-Ansichtskarte aus der belgischen Besatzungszeit in Homberg. Die Bildfahne war zum rausziehen und erstaunlicher weise noch mit deutscher Beschriftung. Foto: Repro: Stratenwerth


Eine Sensation gelang dem Homberger Heimatforscher Reinhard Stratenwerth für seine 1.000 Exemplare umfassende Sammlung historischer Ansichtskarten von Homberg, Essenberg und Hochheide mit dem Erwerb einer Rarität, einer Leporello-Ansichtskarte von Homberg aus der belgischen Besatzungszeit mit französischem Text auf der Vorderseite und dem handschriftlichem Text eines belgischen Soldaten in "flämischem Platt" auf der Rückseite.
Interessant ist, dass in diesem Fall die kleinen ausklappbaren Bildchen in deutscher Sprache beschriftet sind, was ja eigentlich verboten war. Man kann nur mutmaßen, dass diese Leporello-Bildchen mit den Motiven Rheinpartie, Rheinbrücke, Bismarckplatz, Oberreal-Schule, Zeche Rheinpreußen Schacht I u. II, Ruhrorterstraße, Augustastraße, Postamt, Rheinbrücke Baerl und Duisburg-Homberg Rheinbrücke, schon vorproduziert waren, um auch bei anderen Leporello-Motiven eingesetzt zu werden. Den Belgiern war es wohl zu aufwendig, diese neu mit französischem Aufdruck herstellen zu lassen.
Die Übersetzung des französischen Textes auf der Vorderseite ist folgende: "Hast du noch nie Homberg gesehen? Mach dir keine Sorgen. Heb schnell mein Hemd hoch und du wirst es hier sehen."
Eine weitere interessante Ansichtskarte aus der Zeit der belgischen Besatzung in Homberg ist eine Karte des belgischen Barackenlagers im Hakenfeld aus dem Jahr 1920 mit dem französischen Text: "Homberg. Baraquements des troupes belges".
Infolge Hochwassers standen das Hakenfeld und die Baracken im gleichen Jahr unter Wasser. Dass die Belgier bei diesem Ereignis sozusagen "abgesoffen" sind, wurde in der Homberger Bevölkerung allgemein lebhaft "bedauert".
Eine dritte Ansichtskarte mit dem französischen Zwangstext "Homberg — Pont du Rhin et Ruhrort " zeigt den Eisenbahnhafen mit dem Brückenaufgang nach Ruhort.

 Auch hier eine in französischer Sprache beschriftete Ansichtskarte vom Homberger Brückenzug und Hafenbecken.
Auch hier eine in französischer Sprache beschriftete Ansichtskarte vom Homberger Brückenzug und Hafenbecken. Foto: Repro: Stratenwerth
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Die meisten Homberger boykottierten aber diese Ansichtskarten, als Protest gegen die belgische Besatzung.