1. Krefeld

Abenteuer Afrika

Durch Afrikas Wüsten : "Mir fehlt das Angst-Gen"

Birgit Biehl trägt ein seltsames Amulett um den Hals. "Das ist das Zeichen des Touareg-Clans, in den ich als Familienmitglied aufgenommen wurde", erklärt die pensionierte Lehrerin stolz.


Seit Jahren trampt die resolute Krefelderin in ihrer Freizeit durch die Wüsten und wilden Landschaften Afrikas. Meist allein und auf sich selbst gestellt. Angst? "Kenne ich nicht", lacht sie die Gefahren weg, "mit fehlt seit meiner Kindheit das Angst-Gen."


Wohl führt sie stets ein Messer bei sich. Sicher ist sicher. Einem Angreifer heizte sie einst mit einem Knüppel ein. Ein anderes Mal genügte ein Gewehrschuss in die Luft, um eine Ansammlung wenig vertrauenswürdiger Männer zu vertreiben. "Im Bürgerkriegsland Mali gehe ich nie ohne Gewehr außer Haus".


Aber meist traten der "deutschen Frau" Araber und Schwarzafrikaner sehr freundlich und neugierig entgegen. "Abends beim Lagerfeuer fragten mich die Muslime, wie wir Christen beten", erzählt die Reisende mit dem abenteuerlichen Herzen, "da habe ich ihnen laut das alte Luther-Lied `Eine feste Burg ist unser Gott ´vorgesungen." Das hinterließ Eindruck.


Seit ihrer Studienzeit in Paris, wo sie viele afrikanische Studenten kennen lernete, ist die heute 74-Jährige in den "schwarzen Kontinent" vernarrt.


Die promovierte Philologin war schon 20 Jahre Lehrerin für Französisch und Deutsch, als sie sich Anfang der 90er Jahre zu einem Zweitstudium entschloss: Islamwissenschaften und Afrikanistik. Sie lernte Arabisch und Persisch. "Die Sprachen öffneten den Weg zu den Herzen der Menschen". Heute spricht Dr. Biehl sogar mehrere afrikanische Regionalsprachen. "Dadurch fand ich auch Zugang zu den Familien der Touaregs", erklärt sie ihre Clan-Zugehörigkeit.


Doch Reisen genügten der aktiven Studiendirektorin nicht: "Ich kam in Mali durch Zufall in das Dorf Gani-Dah", erzählt sie. Dort gab es eine Kleinstschule ohne Ausstattung. "Die wenigen Kinder, die zur Schule gingen, schrieben mit Fingern in den Sand." Die engagierte Pädagogin begann, in Deutschland Spenden zu sammeln.


Nach nunmehr 19 Jahren Aufbauarbeit besitzt das Dorf jetzt einen Kindergarten, eine Volksschule und eine Oberstufe. "Aktuell besuchen rund 500 Kinder die Schule, 48 Prozent sind Mädchen", zieht Dr. Biehl erfreut Bilanz. Hinzugekommen sind noch eine Gesundheitsstation, ein Wasserwerk und eine Bank zur Kreditvergabe an Kleinbauern. Ein ähnliches Projekt begründete die Lehrerin in dem bitterarmen Burundi. Dort unter dem Patronat der katholischen Kirche.

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Dabei war es gar nicht leicht, die bildungsfernen Eltern und örtlichen Autoritäten für die Schulprojekte zu gewinnen. Aber mit ihren guten Kenntnissen der Sprachen, Netzwerken aus heimischen Freunden und einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit setzte die Fremde vom Niederrhein ihre Pläne durch.


In Krefeld gründete Dr. Biehl den Verein "Gani-Dah e.V. - zur Förderung von Bildung und Ausbildung in Afrika". Gut 20.000 Euro konnte sie einwerben: "Das ist in Afrika ein Vermögen." (Spendenkonto: DE90 3002 0900 2304 4401 62; BIC: CMCIDEDD; Stichwort: Burundi).


Auch für sich selbst hat Dr. Biehl durch ihre Begegnung mit Afrika viel gewonnen: "Ich weiß heute, dass man für ein erfülltes Leben nicht viel braucht." Wenn sie in Afrika unterwegs ist, führt sie nur einen kleinen Beutel mit dem Nötigsten mit. "Das meiste, das wir mitschleppen, ist doch eigentlich überflüssig.