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KSL 2018 - back in black

KSL 2018 - back in black

Kunst statt Leerraum hat Geburtstag gefeiert. In fünf Jahren hat sich das Festival nicht nur etabliert und gemausert - es hat sich auch stets neu erfunden und neue Türen aufgestoßen. Das war auch in diesem Jahr mal wieder so.

Und, es war gut und richtig so.

Klar, die Latte hing ziemlich hoch. Denn, keine Frage, die Hotel KSL-Premiere im vergangenen Jahr hatte etwas Magisches. Ein leer stehendes Haus in schönster zentraler Altstadt-Lage wird besetzt, bevölkert, angesprüht, neu erfunden, mit Musik, spannenden Menschen und bunter Kunst gefüllt. Da wäre es ein Einfaches gewesen, das Gleiche einfach noch mal zu machen. Das Haus des Handwerks stand ja wider Erwarten noch. Also, flugs die gleichen Künstler aus 2017 einfliegen lassen und die Magie aus dem Vorjahr ins Jahr 2018 verpflanzen. So einfach ist das aber nicht. Und so funktioniert, zumindest in meinem Verständnis, Kunst auch nicht. Womit ich auf einer Linie mit Ben Perdighe, Erfinder, Kurator, Kopf von KSL, bin. Der betrachtet das Festival als "Gesamtkunstwerk". Und so ein Kunstwerk muss auch mal überpinselt werden. Zum Beispiel hier und da mit ein wenig dunkler Farbe - selbst wenn das Motto "Kunst.Liebe.KSL" lautet...

So passiert in diesem Jahr. Für die etwas dunklere Einfärbung hat alleine schon die Vorbereitung auf das Festival gesorgt. Die lief, sagen wir mal, suboptimal und hat die ein oder andere dunkle Wolke über den Kopf des KSL-Masterminds geweht. Nicht geklärte Fördergeldfragen, das Festival auf der Kippe, spontane Künstlerabsagen und das plötzliche Verschwinden sämtlicher Kupferrohre aus dem Hotel KSL an der Kolpingstraße haben die Vorbereitungen für Ben Perdighe zu einer echten Herausforderung werden lassen. "Es war das intensivste, anstrengendste und lehrreichste KSL-Jahr", sagt Perdighe vielsagend. "Vielleicht", grübelt Perdighe, "war es aber auch ein notwendiges Jahr". Eines, das gezeigt hat, dass auch KSL nicht immer nur so durchflutscht und rosa-rote Schlagzeilen mit Sternchen produziert. "Gleichzeitig", legt der Festivalmacher nach, und das ist in der Tat kein Widerspruch, "war es in manchen Bereichen aber auch das beste KSL-Jahr."
Bezeichnend für die 2018er-KSL-Version war die Vergabe des KSL-Kunstpreises an Lisa Scheidung. Ihre Videoinstallation "faces of truth" zeigte die Reaktion von Menschen, die sich gerade Videos mit abschreckenden und erbärmlichen Massentierhaltungs- und Schlachtungsszenen angeschaut haben. Kein KSL-Besucher, der Lisa Scheidungs Raum nicht komplett konsterniert und aufgewühlt verließ. Und wer nach diesem Video noch ruhigen Gewissens zur Fleischwurst greift, dem kann ich auch nicht mehr helfen. "Ein hässliches, dunkles Thema", sagt Perdighe. "Aber eben auch eines, das echte Emotionen sichtbar gemacht hat." Richtig also, dass Scheidung geehrt wurde. Die bedankte sich im Übrigen mit Tränen der Rührung.

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Irgendwie sowohl dunkel als auch komplett faszinierend: die Kunst von Nikita Golubev, der aus dunklem Dreck auf LKW und Fassade tolle, realistische Street-Art-Kunstwerke entstehen lässt. Dunkel auch der Raum vom Vorjahres-Sieger Denis Klatt, und dunkel auch die Malerei von Nicole Gerst - wenn auch auf eine skurrile, erheiternde Art und Weise.

Was richtig klasse war: die Retrospektive im Museum Voswinckelshof und die Kombination aus KSL und Kutscherstube. Die während KSL von Mirko Neuhaus gebaute Rampe vor der Kutsche sorgte nicht nur für viel Spaß bei allen jungen und alten Skatern, sondern auch für eine schöne Atmosphäre am Ententeich. Was schade war: die schlappe Resonanz auf den Kampf der Kapellen und die Kunstversteigerung. Und die auch unter den Künstlern doch arg abflauende Stimmung zum eigentlichen Höhepunkt des Festivals, dem Wochenende. Die Location unterm Dach des Haus des Handwerks sowie die DJs standen Gewehr bei Fuß - nur leider hat die Party-Crowd gefehlt. Na ja, nächstes Jahr wieder. Dann aber wohl an anderer Stelle, mit anderen Künstlern und anderem Konzept. Denn, das weiß ja jedes Kind: "Stillstand ist Tod und Machen ist König..."

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