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Uli Hahnen: Ein Leben für die Vaterstadt

Uli Hahnen: Ein Leben für die Vaterstadt

Am Wochenende verstarb der bekannte Krefelder SPD-Politiker Ulrich Hahnen. Eine Würdigung:

Im persönlichen Gespräch konnte sich Ulrich Hahnen, der sich viel lieber „Uli“ nennen hörte, weit öffnen. Warum eigentlich lagen die Unterprivilegierten der Gesellschaft dem gelernten Diplom-Finanzwirt so sehr am Herzen? „Ich bin Katholik“, nannte der engagierte Sozialdemokrat, für einen Moment still in sich gekehrt, seinen letztendlichen, ganz eigenen Grund.

Uli Hahnens Karriere begann ungewöhnlich und sie blieb es. Als er 1994 in den Krefelder Stadtrat gewählt wurde, übernahm der Neuling gleich den Fraktionsvorsitz. Zeichen dafür, dass dem damals schon gestandenen SPD-Kommunalpolitiker Kompetenz und Führungskraft bescheinigt wurden.

Den Vorsitz sollte Hahnen nie mehr aus der Hand geben. Weder, als er 2004 und 2009 als OB-Kandidat scheiterte, noch als er 2010 in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt wurde.

Somit sind die großen Projekte der letzten 25 Jahre mit seinem Namen stets mitverbunden gewesen: ob König-Palast oder Mediothek, ob Haushaltssanierung oder Stadterneuerung.

Sein Fleiß war legendär. „Im Stadtrat lese ich sämtliche Vorlagen“, betonte er gern, „im Landtag kann ich nur die lesen, die meine Fachbereiche betreffen.“

Auch seine Bürgernähe konnte kaum übertroffen werden. „Wer mir schreibt, bekommt innerhalb von 48 Stunden eine Antwort“, versicherte er stets. Angesprochen zu werden, empfand er nicht als Last, sondern als Vertrauensbeweis. Deshalb bereiteten ihm Wahlkämpfe durchaus Genuss. Nicht zuletzt stand er gern im Mittelpunkt.

Im Stadtrat scheute er keinen Konflikt. Vehement strich er in den Jahren der CDU-Dominanz die jeweilige Alternative seiner Fraktion heraus. Auch in den parteipolitischen „Grabenkämpfen“ des Rates mit ihren teils scharfen Wortgefechten hielt er unbekümmert mit. Doch konnte er in den neueren Zeiten unsicherer Mehrheiten auch den großen Kompromiss mit der CDU für einen gemeinsam getragenen Haushalt schließen. Das Wohl seiner Vaterstadt war für ihn keine Worthülse.

Trotz akribischer Kärrnerarbeit über Jahrzehnte hinweg ging sein großer Traum nicht in Erfüllung: Oberbürgermeister seiner Heimatstadt zu werden. 2009 fehlten ihm dazu nur wenige Hundert Stimmen. Doch schon einen Tag nach der verpatzten Lebenschance analysierte der knapp geschlagene Spitzenkandidat im Gespräch mit dem Extra-Tipp die Wahlniederlage kühl und emotionslos. Als Politiker war Hahnen ein Profi durch und durch.

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Aber ebenso ein eingefleischter Familienmensch. In Eigenarbeit sanierte er mit seiner Familie das Wohnhaus in Bockum. Wie freute er sich über die Geburt der Enkel. Und die gemeinsamen Ferien am Meer genoss er noch, als er bereits schwer von Krankheit gezeichnet war.

Der (hinter-)listigen Journalistenfrage, ob er lieber Bier oder Wein trinke, wich er einst aus, indem er spontan und selbstironisch antwortete: „Kaffee“. Da blinkte in einem Wort auf, wie ihn unzählige Krefelder über die Jahre erlebt haben: menschlich, schlagfertig, humorvoll.

Uli Hahnen erlag am 10. Januar einem Krebsleiden. Er wurde 63 Jahre alt.

(StadtSpiegel)