1. Krefeld

Recht verdrängt die Rache

Recht verdrängt die Rache

Diese Schauspielaufführung sprengt gleich mehrere Dimensionen: der Text ist 2500 Jahre alt, die Bühne ragt in den Zuschauerraum hinein, das gesamte Ensemble des Theaters Krefeld spielt mit - und dies sogar doppelt.

Schon sehr lange ging Krefelds Schauspieldirektor Matthias Gehrt mit der Idee schwanger, einmal das dreiteilige Stück „Orestie“ des antiken Dichters Aischylos zu inszenieren. „Doch dafür braucht es ein Ensemble, das sich kennt, und nicht nur zusammengewürfelte Schauspieler“, sagt der weitgereiste Theatermacher nachdenklich. Denn die Einrichtung des Sprechchores, der in antiken Stücken üblich war, verlangt präzise Abstimmung zwischen den Akteuren. Nachdem Gehrt vier Jahre lang als Regisseur mit dem Krefelder Ensemble gearbeitet hat, hielt er die Zeit für gekommen. Zu Recht, wie sich herausstellte: „Den Schauspielern machte die Einrichtung des Chores besonders viel Spaß, obgleich sie der schwierigste Part ist“. Neben ihrer Rolle im Chor spielt jeder Schauspieler noch eine der tragenden Einzelrollen. Und die haben es in sich: schließlich geht es im Stück um Mord und Rache innerhalb der Familie. Aber mit einem sehr modernen Schluss: am Ende nämlich steht nicht ein Gottesurteil, wie in der Antike üblich, sondern die Einberufung eines Bürgergerichtes. Dies ist ein geistiger Umschwung im europäischen Rechtsbewusstsein; wenn man so will: der Beginn des modernen Rechtsstaates. Und dieser Gedanke ist es auch, der den uralten Text so aktuell wirken lässt. Dieser Eindruck wird durch die Übersetzung von Peter Stein unterstrichen, der eine moderne, leicht verstehbare Sprache unterlegt hat. „Der Text ist zeitgenössisch“, versichert Gehrt, „gar nicht kompliziert.“ Die Kostüme sind zeitlos, aber antikisierend konzipiert und die Musik durchaus modern. Immerhin kommt Musiker Jörg Ostermayer aus dem Genre der Popmusik.

Premiere ist am Samstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 21., 24. Oktober; 10., 29. Dezember; 8. Januar; 5. Februar. Karten an der Theaterkasse unter Tel.: 02151/805-125.

(StadtSpiegel)