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Krefeld: Linn sollte Museumsdorf werden

Krefeld : Linn sollte Museumsdorf werden

Wäre es nach dem ehemaligen Linner Museumsleiter Albert Steeger (1885-1958) gegangen, wäre Linn mit seiner Burg heute ein umzäuntes Museumsdorf. Die Linner würden ihr Geld in historischen Kostümen als Weber, Töpfer und Holzschuhmacher verdienen - und aufs Trinkgeld der Geschichtstouristen spekulieren.

Albert Steeger hatte 1940 einen großen Plan. Nach seinen Vorstellungen sollte das kurkölnische Städtchen samt Burg der Kern eines Freilichtmuseums werden. Am Andreasmarkt sollten Werkstätten für Weber, Töpfer, Holzschuhmacher, eine Apotheke und andere Gewerbe entstehen. Die historischen Einrichtungen besaß Steeger bereits. Im Haushalt 1940 stellte die Stadt schon einmal 50.000 Reichsmark bereit.

An der Kurkölner Straße wurde schon mal ein Hotel für die Geschichtstouristen gebaut. Steeger hatte bereits einige Häuser abbrechen und einlagern lassen, darunter den Baakeshof aus Krefeld. Sie wurden alle im Krieg zerstört.

In den 1950er-Jahren griff Steeger sein Vorhaben erneut auf. Der Landschaftsverband Rheinland plante tatsächlich ein Freilichmujseum. Bis Oktober 1957 war Krefeld auch der einzige Kandidat. Dann wurde es ernst: Rund 30 Kommunen bewarben sich 1957 im Rahmen einer Ausschreibung für ein Freilichtmuseum. In die engere Wahl fielen Duisburg, Rheydt, Kommern und Krefeld.

Die Entscheidung spitzte sich am 28. März 1958 in der Landschaftsversammlung zu: Steeger sollte das aber nicht mehr erleben, er starb wenige Tage zuvor. Nach einem ersten Wahlgang im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtages kam es zur Stichwahl: 57 Stimmen für Kommern und 42 für Krefeld. In der Eifel läuteten die Kirchenglocken, als die Entscheidung dort bekannt wurde.

Als vermutlich einziges Gebäude-Relikt dieses Vorhabens blieb ein kleines Backhaus in der Vorburg, das Steeger 1956 dort hatte aufbauen lassen. Es stammt von 1788 und stand einst in Tönisberg. Backhäuser seien nichts Ungewöhnliches am Niederrhein, eines aus Fachwerk allerdings schon, so Museumsleiter Dr. Christoph Reichmann. Seit den 1990er-Jahren lodert im Backhaus wieder einige Male im Jahr das Feuer, um Brot zu backen.

Ein weiteres Exponat, das wohl Teil des Museumsdorfes werden sollte, steht neben dem "schiefen Turm" der Festungsanlage: das Butterrad für Hunde. Wie in einem Hamsterrad mussten die Vierbeiner in diesem für Bewegung sorgen. . Über eine Welle und Zahnräder drehte sich in einem Butterfass eine Vorrichtung, welche die Milch langsam, aber beständig in Butter schlug. Reichmann vermutet, dass das Rad aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt oder noch jünger ist. Im geplanten Museumsgarten an der "Albert-Steeger-Schule" erinnern zudem noch einige Findlinge an das Projekt Freilichtmuseum.

(StadtSpiegel)