1. Krefeld

Museum Burg Linn: Leuchtende Augen vor blitzendem Schwert

Museum Burg Linn : Leuchtende Augen vor blitzendem Schwert

Neue Produkte herzustellen ist schwer. Noch schwerer ist es, ein uraltes nachzubauen.Zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel liegt die Schmiede von Steffan Roth. Was der hoch spezialisierte Handwerker herstellt, ist ungewöhnlich: Waffen des Mittelalters.

Insofern war er der beste Ansprechpartner für Ulrich Lehmann. Der Historiker nämlich untersuchte für seine Doktorarbeit die Beschaffenheit von Schwertern des frühen Mittelalters. 28 Schwerter suchte der Wissenschaftler aus den Museen des Landes zusammen. Sein bedeutendstes Exemplar fand er im Museum Burg Linn.

Hier an der Rheinbabenstraße lagert in einer riesigen Vitrine der "Nachlass" des fränkischen Fürsten Arpvar. Er residierte im 6. Jahrhundert im heutigen Krefeld-Gellep. Sein Grab war im Jahre 1962 von den Krefelder Archäologen gefunden und geöffnet worden. Hervor kamen Helm, Utensilien und eben auch ein Schwert - ziemlich verrostet.

"Ein Prunkschwert", erklärt Dr. Lehmann, "Zeichen eines ranghohen Gefolgsmanns." Mehr noch. Auch die Materialbeschaffenheit und Verarbeitung beeindruckten den Archäologen. "Das ist das qualitativste Stück aller Vergleichsschwerter."

Doch wie genau hat der Schmied des 6. Jahrhunderts das gute Stück hergestellt? Aus welchen Materialien? In welcher Technik? Und was bedeuten die Verzierungen im Eisen?

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, analysierte Dr. Lehmann das Schwert mittels modernster Röntgen-CT-Technologie. Und stellte fest, das verschiedene Materialarten zusammengebracht wurden. Eine Meisterleistung früher Schmiedekunst.

Um sie genau zu erkunden, ließen Dr. Lehmann und das Museum Burg Linn auf Anregung des früheren Direktors Dr. Christoph Reichmann das Schwert bei Steffan Roth nachbauen.

Und der hatte einige Mühe, seinen frühmittelalterlichen Vorgängern auf die Spur zu kommen. 210 Arbeitsstunden und eine halbe Tonne Holzkohle zur stilechten Verhüttung des Eisenerzes hat er allein zur Herstellung der Klinge gebraucht. Der Griff nahm noch mal 340 Arbeitsstunden in Anspruch. Die Mühe hat sich aber gelohnt.

Feierlich konnte nun die neue Museumsdirektorin Dr. Jennifer Morscheiser die "naturgetreue" Nachbildung des Fürstenschwertes in die Vitrine neben das Original legen. "Das Schwert war nicht exakt 1:1 nachzubauen", schränkt Dr. Lehmann ein, "die handwerkliche Qualität des Original war noch höher."

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Aber die Besucher des Museums Burg Linn haben jetzt vor Augen, wie das Schwert des Fürsten Arpvar einst geblitzt hat und wie filigran es verziert war.

"Der Anblick gibt viele leuchtende Augen", freut sich schon Dr. Birgit Roos auf die Reaktion der Museumsbesucher. Die Direktorin der Sparkasse vertrat bei der feierlichen Vorstellung des "neuen" Schwertes die Sparkassenstiftung. Diese hat zusammen mit dem Verein der Freunde der Museen Burg Linn die Schmiedearbeit finanziert. 23.000 Euro hat sie gekostet.

Künftig wird das Schwert in Original und Nachbildung noch besser zur Geltung kommen: "Wir werden den Raum im Dezember neu gestalten", erklärt Dr. Morscheiser. Dann erhält das Schwert eine eigene Vitrine.
Ein Film gibt dann intime Einblicke in die genaue Herstellung der Nachbildung.