1. Krefeld

Erdbebenalarmsystem gestartet: Geologischer Dienst belauscht die Eifel

Krefeld : Erdbeben-Alarmsystem gestartet: Geologischer Dienst lauscht in die Tiefe

Der Geologische Dienst NRW in Krefeld hat heute sein Erdbeben-Alarmsystem gestartet. Innerhalb von wenigen Minuten nach einem Beben in und um NRW gibt der Dienst jetzt eine automatisierte Meldung an die Behörden ab.

Inhalt: Ort, Stärke, Ausdehnung und Ausmaß der zu erwartenden Schäden.

 Professor Dr. Josef Klostermann nimmt das Alarmsystem in Betrieb
Professor Dr. Josef Klostermann nimmt das Alarmsystem in Betrieb Foto: jps

So sollen die Folgen von Beben besser abgeschätzt werden und die Behörden schneller handeln können. Bislang mussten die Erdebenexperten des geologhischen Dienstes die Informationen erst zusammen telefonieren, bzw. von einzelnen Messstationen heruntergeladen werden, um ein zuverlässiges Bild zu bekommen.

 Dr. Klaus Lehmann zeigt, wie das Alarmsystem funktioniert
Dr. Klaus Lehmann zeigt, wie das Alarmsystem funktioniert Foto: jps

Alle Erdbebenmessstellen in NRW melden im 10-Sekunden-Takt Messwerte an den Zentralrechner nach Krefeld. Der vergleicht ständig die Werte.

Melden einer oder meheree Sensoren ungewöhnliche Erschütterungen checkt der Rechner zunächst ob menschengemache Ursachen dahinterstecken (Sprengung, Unfall, Bergbauschäden) und gibt dann ab Stärke 3 auf der Richterskala Alarm, verbunden mit einer Einschätzung der Lage.

Das System ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit - und der immer schnelleren Datenübertragungstechnik. Vor 23 Jahren wäre man über das Alarmsystem froh gewesen.

13. April 1992: Um 3.20 Uhr in der Nacht schieben sich 18 Kilometer tief unter der deutsch-niederländischen Grenze Platten aneinander. Ein ganzer Landstrich sackt mehrere Zentimeter ab. Die Folge ist ein Erdbeben der Stärke 5,9 auf der Richterskala - die stärkste Erschütterung in der Region seit 1756.

30 Menschen werden beim "Roermond-Beben" verletzt, viele Häuser beschädigt. Es dauerte Stunden, bis die Behörden einen Überblick über die Folgen der Erdstöße hatten. Am Ende standen Schäden in Höhe von 30 Millionen Euro.

Wann das nächste starke Beben kommt, weiß niemand. Es kann morgen sein oder in 50, 100 oder 200 Jahren. Ein Frühwarnsystem gibt es nicht.

Klar ist nur, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder die Region Aachen-Düren-Jülich treffen wird. Neben dem Oberrheingraben und der Schwäbischen Alb gelten Eifel und Voreifel als Gebiete mit dem höchsten Erdbebenrisiko in Deutschland.

Krefeld selbst liegt etwas außerhalb der Risikozone. Das gelegentliche Ruckeln unter der Eifel bemerken am Niederrhein meist nur die Wissenschaftler im Geologischen Dienst an der de-Greiff-Straße.

  • Eisenbahnbundesamt sucht "besondere Lärmbelästigungen" : Bahnlärm in Krefeld: Wo ist's am lautesten?
  • Der Krefelder Peer Schopp ist neuer Hauptgesellschafter : Eigentümerwechsel bei den Krefeld Pinguinen
  • Modernes Stellwerk: Die Deutsche Bahn installiert
    Zwei Wochen lang fahren nur Busse : Bahnstrecke Krefeld-Mönchengladbach ab Freitagabend gesperrt

Sollte ihr Rechner aber ausfallen oder die Verbindung zu den Messstellen verloren gehen, gibt es noch einen parallel geschalteten Rechner in Düsseldorf.

Ein erster Test bei einem Beben am 13. Mai vier Kilometer südlich von Spa in Belgien verlief erfolgreich. Das Alarmsystem meldete nach Analyse der Daten, dass das Beben im Raum von 20 Kilometern zu spüren gewesen sei und keine Schäden an Häusern verursacht hatte. Beides traf zu.

Das mediale Interesse an der Inbetriebnahme des Alarmsystems durch den Direktor des Dienstes, Professor Dr. Josef Klostermann, war groß. Neben TV-Teams, Radio- und Zeitungsjournalisten aus NRW kam sogar ein Redakteur aus Venlo

Er erfuhr, dass die niederländischen Behörden noch nicht an das Warnsystem angeschlossen sind. Das soll aber bald folgen.