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Krefeld: Sozialbündnis contra Primark: Demo bei Primark-Eröffnung: Selfies mit Gevatter Tod

Krefeld: Sozialbündnis contra Primark : Demo bei Primark-Eröffnung: Selfies mit Gevatter Tod

Wenige Minuten vor der Primark-Eröffnung in Krefeld protestierten rund 50 Demonstranten gegen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Es kam zu Wortgefechten mit vor Primark wartenden Jugendlichen.

Mit Transparenten und Megafon-Durchsagen machten die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam. "100 Prozent Ausbeutung" stand auf einem überdimensionalen Etikett zu lesen,"Arbeiten, kaufen, wegwerfen - Was ist der Wert des Lebens?" auf einem Transparent.

 "Der Tod" ließ sich gern fotografieren und ging dann zur Schlange der auf die Türöffnung wartenden Jugendlichen...
"Der Tod" ließ sich gern fotografieren und ging dann zur Schlange der auf die Türöffnung wartenden Jugendlichen... Foto: jps

An einen Straßenbaum hatten Demonstranten rot gefärbte Textilien gehängt. Ein Aktivist hatte sich sogar als Gevatter Tod verkleidet und trug ein "I love Primark" Schild mit sich - eine Anspielung auf Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt.

 Hier musste er erstmal sein Outfit erklären.
Hier musste er erstmal sein Outfit erklären. Foto: jps

Da bei Demonstrationen Vermummungsverbot herrscht, musste er seine Schädel-Maske gegenüber der Polizei allerdings abnehmen.

 und dann posierte der "Tod" für reichlich Selfies.
und dann posierte der "Tod" für reichlich Selfies. Foto: jps

Die in der Schlange auf Einlass wartenden Jugendlichen betrachteten die Demo mit Skepsis. Sie riefen den Demonstranten Sätze zu wie: "Und wo kauft ihr eure Sachen? Wie seid ihr eigentlich angezogen?" Die Polizei musste zu keinem Zeitpunkt einschreiten.

 Die Demonstranten kritisierten den gedankenlosen Kauf von Kleidungsstücken
Die Demonstranten kritisierten den gedankenlosen Kauf von Kleidungsstücken Foto: Extra Tipp

Im Gegenteil: Den als Tod verkleideten Demonstranten fanden viele junge Kunden "cool" - und baten um Selfies mit dem Gevatter.

 Demonstranten hielten ein überdimensionales Etikett mit der Aufschrift "Made in Hell" hoch.
Demonstranten hielten ein überdimensionales Etikett mit der Aufschrift "Made in Hell" hoch. Foto: jps

Zu der Demonstration hatten der Arbeitskreis Dritte Welt, attac, Grüne, Linksjugend Solid, Piraten und das das Sozialbündnis Krefeld aufgerufen.

Sie werfen Primark Ausbeutung von Arbeitnehmern in Entwicklungsländern, aber auch in Deutschland vor und erinnerten an den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch. Nach dem Protest vor Primark zogen sie weiter zu anderen Krefelder Modegeschäften, die ihrer Ansicht nach Textilien verkaufen, bei deren Produktion Menschen ausgebeutet werden..

Primark kontert solche Vorwürfe mit Hinweisen auf sein soziales Engagement und die eigenen ethischen Standards.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede machte in seiner Rede zur Primark-Eröffnung deutlich, dass die Demonstranten nicht die Mehrheit der Krefelder vertreten. In der Stadt könne man zu Recht stolz darauf sein, dass Primark als Ankermieter ins ehemalige Hortenhaus gezogen sei.

Investor Joachim Tenkhoff hatte das jahrelang leer stehende Kaufhaus für 40 Millionen Euro zum Ostwall-Carrée umgebaut. Weitere Mieter sind Spielzeughändler Toy'R'Us, Drogeriekette Rossmann und das Fitnessstudio Fit4U.

Die anderen Geschäfte in Krefelds neuestem Einkaufstempel haben bereits vergangene Woche eröffnet - freilich mit etwas weniger Andrang.

(jps)