Uraufführung: Das neue Ballett von Robert North : Farbenreiche Hymne auf das Leben

Die Ballettsparte des Stadttheaters startete mit einer Uraufführung in die neue Spielzeit.



Drei Grundfragen wohnen jedem menschlichen Leben inne: Woher komme ich, wohin gehe ich und wie gestalte ich mein Leben?
In seinem neuen Ballett "Eine Frau ohne Namen” stellt sich Choreograph Robert North diesen Fragen. Das gibt seinem selbst kreierten Tanzstück einen tiefen Ernst. Naturgemäß lassen sich diese Fragen auf der Bühne nicht beantworten. Aber die Compagnie vermag sie zu verkörpern.


In der ersten Szene wirbeln Frauen und Männer in schlichten grauen Kostümen mit-, um- und ineinander. Wie zur Entsprechung zeigt das Bühnenbild rot getönte Kreise, die sich zu einer Art Wirbel verdichten. Sopranistin Julia Danz erhebt dazu wortlos ihre Stimme, ein undefinierbarer Kommentar aus dem Nichts. Es ist die Bewegung vor der Geburt, wenn sich die weiblichen und männlichen Erbsubstanzen suchen und zusammenfinden. Zum Abschluss tritt ein weiß gekleidetes Mädchen hervor. Das Leben beginnt.


Am Ende des Stücks verlässt die inzwischen alte Frau, weißhaarig, das Leben wieder. Die Kulisse öffnet sich und enthüllt einen schwarzen Prospekt. Aber bevor sich die Verzweiflung Bahn brechen kann, tritt ein Engel in weitem Gewand hervor. Auf einer Empore singt der Theaterchor lateinische Verse und die Niederrheinischen Sinfoniker im Orchestergraben intonieren sakral wirkende Musik. Die Szene erinnert an ein Oratorium in der Kirche. Die christlichen Bezüge sind unverkennbar.


Das alles sind starke, ergreifende Bilder. Wobei aber auch Leichtigkeit und Lebensfreude zwischen den beiden Polen keineswegs zu kurz kommen. Selbst in der "Himmelsszene” dominieren bunte Kostüme in sympathischen Pastellfarben (Bühne und Kostüme: Udo Hesse). Auch die Bühnentechnik arbeitet viel mit sanften Lichteffekten.


Die Musik von Komponist Howard Blake (Dirigat Alexander Steinitz) ist zur Untermalung der Tanzbewegungen eingesetzt, bereichert das Gesamtkunstwerk aber durchaus als eigenständige Konzertleistung.


Fazit: Der Abend von eindreiviertel Stunden (mit Pause) unterhält ebenso wie er berührt. Der Applaus des Premierenpublikums fiel denn auch lang und frenetisch aus.

Die weiteren Vorstellungen sind: 4., 8. (18 Uhr) Oktober; 25. November; 30. Dezember; 29. Januar, 5. (16 Uhr) Februar; 17., 22. März. Beginn 19.30 Uhr.
Karten gibt es an der Theaterkasse, Tel.: 805-125.