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Ein Flieger geht baden

Ein Flieger geht baden

Reportage: Der „Spielplatz für Taucher“ im Tauchgasometer des Landschaftsparks hat Zuwachs bekommen. Seit heute liegt dort ein 13 Meter langer Flugzeugrumpf am Grund. Wir waren dabei, wie der Flieger per Kran in den Kalten Fluten versenkt worden ist.

Die Schaulustigen am Boden verrenken sich die Hälse. Gibt’s doch gar nicht: Da baumelt doch tatsächlich ein Flugzeugrumpf am langen Arm des 100 Tonnen-Krans, der neben dem Tauchgasometer im Duisburger Landschaftspark-Nord platziert ist. Warum das so ist? Die Taucher, die ihre Runden im kühlen, mystisch leuchtenden 45 Meter-Rund des Gasometers drehen, bekommen ein neues Spielzeug. Aber nicht irgendeins. Sonder eben diese eine Tonne schwere, 13 Meter lange ATR 42/300, Baujahr 1990.

Ein Flieger geht baden

Die hat ein befreundeter Taucher von Tauchrevier Gasometer-Inhaber Christian Patzak noch in flugfähigem Zustand auf einem Flugplatz in Mönchengladbach entdeckt. Christian Patzak ist hingefahren - und war verliebt. „Mir war sofort klar: Die muss ich haben“, gibt er in luftiger Höhe am oberen Eingang des Gasometers zu Protokoll. Einen „hohen vierstelligen Betrag“ habe er dafür auf den Tisch gelegt. Aber das sei es auch wert, findet der 36-jährige Tauchlehrer und Berufstaucher. Schließlich bekomme das mit 21 Millionen Liter Wasser geflutete Tauchgasometer nun seine größte Attraktion. Denn, entkernt wie er da jetzt am Kran hängt, kann schon bald, genau gesagt am 16. und 17. Januar, durch den Rumpf getaucht werden. Und Schiffswrack, Opel Kombi-Karosse, Trabi, Kleintransporter und das künstliche Riff bekommen Gesellschaft.

Am Dach des Gasometers ist jetzt Präzisionsarbeit gefragt. Ein etwa drei mal vier Meter breites Loch bietet dem Flugzeug Durchschlupf in Richtung kühles Nass. In das haben sich bereits vier Taucher begeben, die mit Hilfe von Ketten und Seilen aus dem Wasser navigieren und justieren. Stück für Stück und ganz behutsam schaut der Flieger zunächst durch das Loch im Gasometerdach und wird dann peu á peu ins Wasser getaucht.

Dort sorgen große Luftkissen dafür, dass der Rumpf nicht untergeht. Denn erst muss die ATR 42/300, die zuletzt auf Irland im Einsatz war, von den Tauchern an die richtige Stelle bugsiert werden. Ist die erreicht, wird „gaaanz langsam“, wie Christian Patzak betont, die Luft aus den Kissen und damit der Flieger an seinen Bestimmungsort gelassen.

Am Rande des Geschehens steht Claudia Kalinowski vom Landschaftspark und atmet durch. „Alles ist glatt gelaufen, sehr schön. Das ist eine wunderschöne Ergänzung für Gasometer und Park und bietet nun viele Möglichkeiten zum Austoben im Wasser.“ Neben ihr stehen eine Reihe Taucher. Und die wirken so, als könnten sie es gar nicht abwarten, dem neuen Spielzeug einen Besuch abzustatten...

(Niederrhein Verlag GmbH)