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Der dritte Band der Bücherreihe "Erlebnisse auf fünf Kontinenten" ist fertiggestellt: Auf Weltreise mit Günter Schäfer

Der dritte Band der Bücherreihe "Erlebnisse auf fünf Kontinenten" ist fertiggestellt : Auf Weltreise mit Günter Schäfer

In der Eifel geboren, in Rheinhausen ausgewachsen, in Moers wohnhaft und in der Welt zu Hause: Günter Schäfer hat bereits über 100 Länder bereist. Seine Erfahrungen hat er niedergeschrieben, nun erscheint der 3. Band seiner "Erlebnisse auf fünf Kontinenten".

Günter Schäfer hatte kein Englisch in der Schule, er konnte sich nicht mal eben im Internet informieren, aber 1959 wanderte der damals 21-Jährige Steinmetz nach Australien aus. Dort arbeitete Günter Schäfer drei Jahre lang und lebte in totaler Askese: "Australien wollte das Land besiedeln und warb vornehmlich junge Männer an. So kam es, dass dort ein großer Männerüberschuss herrschte und die Frauen ganz schön hochnäsig waren. Geld und Auto - und du bekamst eine ab. Ich hab aber lieber gearbeitet und gespart." Eigentlich war Schäfers Plan für immer "Down Under" zu bleiben, doch bald sehnt sich der junge Mann nach mehr, will eine Familie gründen. Er verspricht seiner Mutter Weihnachten 1964 nach Hause zu kommen, aber vorher will er noch die Welt sehen. "Und mich auch ein bisschen austoben - das wird ja wohl nach drei Jahren Enthaltsamkeit erlaubt sein", erzählt er schmunzelnd. Es zieht ihn nach Neuseeland und in die Südsee. Immer dabei: sein Tagebuch. In ihm hält er alle Geschichten fest - wie auch die von "seinem Mädchen auf Tahiti".

Jeder, dem er Einblick in seine Tagebücher gewährt, sagt das Gleiche: "Da musst du ein Buch draus machen!" Denn, es ist einfach zu spannend, wie Günter Schäfer sich getrieben von der Entdeckerlust durch die Welt bewegt. "Ein Amerikaner erzählte mir 1963 von Angkor Wat in Kambodscha, also bin ich spontan dahin. Dort, wo heute bis zu 6.000 Touristen sind, war ich seiner Zeit ganz alleine. Ich habe so vieles noch im jungfräulichen Zustand kennenlernen dürfen." Manches war auch leichtsinnig: Mit seinen Eltern steht er zwar immer in Kontakt, allerdings brauchen die Briefe auch mal ein paar Wochen und als er auf dem Amazonas rumschippert, weiß niemand, wo er gerade ist. "Ich hätte auch einfach verloren gehen können", gibt Schäfer zu.

Am 17. Dezember 1964 kommt er schließlich nach Deutschland zurück, wird solide mit "Frau, Haus und Kindern".
Über 30 Jahre später beginnt der Weltenbummler damit seine Tagebücher abzutippen und seine unzähligen Dias zu digitalisieren. Vor sieben Jahren hat Günter Schäfer bereits zwei Bücher vorgestellt, die die Jahre 1959 - 1964 festhalten. Nun erscheint der 3. Band, der im Jahre 1989 ansetzt, als Günter Schäfer wieder dem Ruf des Fernwehes folgte.

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Der dritte, nun fertig gestellte Band setzt 1989 an und nennt sich "Wiedersehen in der Ferne". Auf 481 Seiten nimmt uns Günter Schäfer mit zu alten Freunden aber auch neuen Entdeckungen. Schäfer, inzwischen zweimal geschieden, ist 2003 z.B. wieder auf Tahiti. Als er einem Einheimischen dort erzählt, dass er hier mal "ein Mädchen hatte", kommt die Idee, dieses wiederzufinden. "Auf Tahiti sind Liebe, Familie und Freundschaft sehr wichtig", berichtet Günter Schäfer über die Südseeinsel, die für ihn mit das wichtigste Fleckchen Erde geworden ist. Daher unterstützt die Zeitung vor Ort nur zu gerne seine Bemühungen. Mit Erfolg: Günter trifft sein Mädchen wieder.

Weitere Stationen von 1989 bis 2006: mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Beijing (Peking) und Wladiwostok am Japanischen Meer, Asien, Australien, die Südsee, Amerika - von Alaska bis Feuerland. Seine Reisegeschichten hat Günter Schäfer mit über 600 Bildern und zahlreichen Gedichten ergänzt - ein Jahr lang hat er dafür am Computer die Seiten gestaltet. Denn das Buch erscheint bei keinem Verlag, er hat es drucken lassen!
Sie fragen sich jetzt sicher, ob 2006 Schluss war; ist Günter Schäfer etwa sesshaft geworden? Nein! Der vierte Band sei bereits in Arbeit und werde hauptsächlich von seinen nach 2006 stattgefundenen Reisen durch Afrika handeln, so der 78-Jährige, der sich selbst einen guten Gesundheitszustand attestiert und von daher noch einiges von der Welt sehen möchte: "Als nächstes möchte ich mit meiner Lebensgefährtin auf eine Schiffstour durch die Karibik." Er würde auch gerne noch die verlassene Felsenstadt Petra in Jordanien und den Nil erkunden, "aber aufgrund der heutigen Terrorsituation wird das wohl leider nichts."

All inklusive, 5 Sterne, ist nicht sein Ding. Günter Schäfer will Land und Leute erleben, will sich spontan in den Flieger setzen und "mal eben nach nebenan". Klar, die Art des Reisens hat sich verändert. Vieles lässt sich besser planen, vieles aber auch weniger erleben. "Früher war ich total unorganisiert, im Alter muss das leider anders werden. Trotzdem lasse ich mir gerne noch alle Freiheiten beim Reisen." Günter Schäfer kennt ja inzwischen auch weltweit genug Leute, bei denen er unterkommen kann.

Vieles habe sich in den Jahren verändert, oft zum Negativen: "Dieses ständige Aufs-Handy-Gucken - da sind die Chinesen besonders schlimm." Doch er genießt auch die Vorzüge der technischen Entwicklung und zeigt stolz die kleine Nikon-Kamera, die seine kiloschwere Fotoausrüstung von einst ersetzt.

Und wenn jemand wie Günter Schäfer schließlich sagt "die Leute hier wissen gar nicht, wie gut sie es haben", dann glaubt man ihm, denn dieser Mann hat so viel mehr gesehen als die meisten von uns.