1. Krefeld

Kafkas Schloss-Roman auf der Bühne

Kafkas Schloss-Roman auf der Bühne : Traum oder doch Wirklichkeit

Das Stadttheater bringt Franz Kafkas berühmten Roman „Das Schloss“ auf die Bühne. Am Donnerstag war Premiere. Das Publikum applaudierte begeistert.

Mit einem funkelnden Juwel prescht das Stadttheater vor. Noch ehe das große Haus am Theaterplatz im September mit einer Oper die neue Spielzeit eröffnet, feierte die kleine Studiobühne der Fabrik Heeder am Donnerstag schon die erste Schauspiel-Premiere: „Das Schloss“ von Franz Kafka.

Hermann Hesse nannte den Roman aus dem Jahre 1922 einst „die geheimnisvollste und schönste von Kafkas großen Dichtungen“. Und so tat sich Regisseur Hüseyin Michael Cirpici auch nicht leicht, aus den vielen  Bühnenbearbeitungen eine passende auszuwählen. Schließlich schneiderte er aus dem Romantext eine eigene Fassung und ging damit sicher, dass wirklich jedes Wort, das auf der Bühne gesprochen wird, von Kafka selbst stammt.

Und auf das Wort kommt es an. Denn die Dialoge sind bei Kafka messerscharf, intellektuell und dabei wunderbar poetisch. Ihre Präzision steht in merkwürdigem Gegensatz zu den Inhalten. Die Umstände nämlich, in die sie hineingesprochen werden, scheinen unlogisch, widersprüchlich, ohne Hand und Fuß. Eine einzige Verwirrung.

Diese „kafkaeske“ Welt wurde wahlweise als  Albtraum des modernen Menschen, als Absurdität der Wirklichkeit schlechthin oder als Undurchdringlichkeit einer überbordenen Bürokratie gedeutet.

Für den letzteren Aspekt steht sinnbildhaft das Schloss; ein Bürokratiemonster aus unzähligen Abteilungen und Referenten.

Ein Mann (Cornelius Gebert) stürzt aus der winterlichen Außenwelt in ein Gasthaus. Bühnenbildnerin Trixy Royeck hat dafür gesorgt, dass ihm stilecht noch eine tüchtige Schneewehe nachfolgt. Den Raum, in dem er erschöpft landet, hat sie mit lauter Türen begrenzt. Sie bilden die Kulisse, in dem sich das Geschehen abspielt. Ein Raum, der die Fülle von offenen Möglichkeiten symbolisiert und zugleich albtraumhaft beengt wirkt.

Der Mann mit Namen K. wurde vom Schloss als Landvermesser bestellt. Aber bald stellt sich heraus, dass das Schloss keinen Landvermesser braucht. K. scheitert an seinen Versuchen, den Widerspruch aufzuklären. Denn er findet keinen Zutritt zum Schloss. Es bleibt ihm buchstäblich verschlossen.

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Dafür kommt er mit skurrilen Figuren in Kontakt. Ein Schlossbote (David Kösters), der selbst keinen Zugang zu den Schlossbürokraten findet, ist dafür nur schlagendes Beispiel. Kindlich verspielte Gehilfen (Nicolas Schwarzbürger, David Kösters), die von ihrem Job keine Ahnung haben, ein weiteres.

Solche Rollen sind für die Schauspieler ein gefundenes Fressen. Besonders Christoph Hohmann weiß wieder mal durch seine starke Ausdruckskraft und artikulierte Sprache  den Rollen Charakter zu verleihen. Er verkörpert gleich fünf Personen, wie auch Paula Emmrich sowohl die Wirtin wie auch in einer Hosenrolle einen gestrengen Lehrer spielt. Nele Jung brilliert als Geliebte.

Der 90-minütige Abend macht viel Spaß, bringt dem Publikum Kafka und seine geheimnisvolle Welt nahe. Weckt auch Lust, nochmal den Roman selbst zu lesen.

So ist der Wunsch von Dramaturg Thomas Blockhaus zu unterstützen, dass vielleicht auch die Schulen ihre Deutschkurse in eine „Schloss“-Vorstellung entsenden. Für pädagogische Begleitung sorgt das Stadttheater laut Blockhaus gern.

Weitere Vorstellungen: 27. August; 9., 26. September; 4. Oktober; 4., 26. November. Beginn: 20 Uhr.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805125. Info: www.theater-kr-mg.de