1. Krefeld

Atomreaktor bekommt Schutzhülle aus Linn: Krefelder Blei: Gigantischer Schutzschild für Tschernobyl

Atomreaktor bekommt Schutzhülle aus Linn : Krefelder Blei: Gigantischer Schutzschild für Tschernobyl

Gut 30 Jahre nach der weltgrößten Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ist eine gigantische Hülle über den Unglücksort geschoben worden. Der Krefelder Bleiverarbeiter Röhr + Stolberg GmbH fertigte und lieferte 500 Tonnen Bleiprofile sowie Sandwichplatten für das internationale Großprojekt New Safe Confinement (NSC).

Rund 180.000 Tonnen strahlendes Material lagern noch immer in den Ruinen des Reaktors 4, darunter die besonders riskanten Elemente Uran und Plutonium, notdürftig eingemauert in einem rissigen Behelfsarkophag aus Stahl und Beton. Das Blei "made in Krefeld" schirmt die unberechenbare Strahlung ab, wenn künftig der restliche Atommüll aus dem Reaktor geholt und das Kraftwerksgebäude abgerissen wird. Vom Design der Bleiplatten und Profile über die Fertigung und Lieferung bis zur Montagebegleitung leistete Deutschlands führender Bleiverarbeiter einen wesentlichen Beitrag für die Errichtung der Schutzkuppel.

Atomreaktor bekommt Schutzhülle aus Linn: Krefelder Blei: Gigantischer Schutzschild für Tschernobyl
Foto: Röhr + Stolberg

Blei für das größte mobile Landbauwerk der Erde

Das Projekt der Superlative stellte die Fertigungsfähigkeiten und Logistik des 150-Mann-Betriebs auf eine harte Probe: Das NSC ist das größte mobile Landbauwerk der Erde. 1.200 Arbeiter aus 27 Nationen halfen beim Bau. Ein gigantisches Stahlgerippe trägt die mehrschichtige Kuppel. Die neue Abschirmung samt technischer Ausstattung ist 36.000 Tonnen schwer, 257 Meter breit, 162 Meter lang und 108 Meter hoch.

Die Außenhaut der Kuppel ist 86.000 Quadratmeter groß — das entspricht der Fläche von zwölf Fußballfeldern. Der Bau wird Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern standhalten, Erdbeben der Stärke sechs trotzen und Temperaturen zwischen minus 30 und plus 50 Grad vertragen.

Entsprechend anspruchsvoll gestaltete sich die Auftragsabwicklung für das ausschließlich in Deutschland fertigende Unternehmen. "Wir haben die besonderen Anforderungen an die Logistikkette bis zur Anlieferung auf der Baustelle mit Bravour gemeistert", freut sich der verantwortliche Diplom-Ingenieur Diemo Schallehn.

Die Krefelder greifen bei derart komplexen Projekten auf ein tragfähiges Netzwerk nationaler und internationaler Partnerunternehmen zurück. "Bereits in der Projektierungsphase haben wir zusammen mit unserem Kunden Novarka, dem Baukonsortium des NSC und Kollegen unserer französischen Schwesterfirma D'Huart Industries vielschichtige Lösungen für Fragen der Sicherheit, Montage- und Wartungsfreundlichkeit entwickelt", so Schallehn.

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Der Großteil der Fertigung erfolgte im Werk in Krefeld-Linn. Aber bevor es zum eigentlichen Gießen, Walzen, Extrudieren und schließlich zur Vormontage der Bleielemente kommen konnte, waren viele vorbereitende Schritte notwendig: Das Unternehmen führte umfangreiche Strahlenschutzrechnungen durch, lieferte Nachweise der Baustatik, legte Fertigungs-und Prüfanweisungen fest und organisierte eine lückenlose Logistik.

Damit der Bau die Strahlung auch tatsächlich einschließt, waren höchste Qualitätskontrollen einzuhalten und zu dokumentieren. Deshalb kann bei jedem verbauten Einzelteil zurückverfolgt werden, wann es hergestellt wurde. "Bei dem Projekt haben wir in besonderer Weise von der Vielfalt und Dichte der angesiedelten Industrie und Logistik profitiert", resümiert Schallehn.