1. Krefeld

Schloss Moylands historische Episoden: Keckes Überspringen der Zeitmauer

Schloss Moylands historische Episoden : Keckes Überspringen der Zeitmauer

Der Krefelder Kunstprofessor Jochen Stücke zeigt seinen viel gerühmten Schloss-Moyland-Zyklus.

"Jochen Stücke erzählt Geschichten mit Bildern", verweist Vorsitzende Elke Meyer-Michael auf die neue Ausstellung des Kunstvereins am Westwall.


Die Geschichten haben viel mit Krefeld zu tun. Denn im Mittelpunkt steht einer der prominentesten Söhne der Stadt: Kunstprovokateur Joseph Beuys.


Der Star erscheint in ungewöhnlicher Gesellschaft: Beuys mit Friedrich dem Großen, Beuys mit dem Krefelder Schriftsteller Otto Brües, Beuys mit dem französischen Philosophieklassiker Voltaire.


Hintergrund der fantastisch anmutenden Geschichten ist das historische Treffen Friedrichs des Großen mit Voltaire auf Schloss Moyland im Jahre 1740. Otto Brües hat darüber im Jahre 1943 eine Novelle veröffentlicht. Der Verein "Literatur in Krefeld" gab kürzlich dieses Buch neu heraus und regte damit den Künstler Jochen Stücke an, das historische Treffen in einem Bilderzyklus zu thematisieren.


Der Zyklus umfasst rund 200 Arbeiten. 130 davon hat Stücke in einer Ausstellung auf Schloss Moyland präsentieren können. Und weil das heutige Kunstmuseum Schloss Moyland die größte Sammlung von Beuys-Werken besitzt, bezog Stücke in seine Bilder den modernen Künstler gleich mit ein.


Während seine Ausstellung auf Schloss Moyland aber den Schwerpunkt auf Friedrich und Voltaire legte, hat Stücke für die Krefelder Schau den Kollegen Beuys in den Mittelpunkt gerückt.


So ist auf einem Bild die Installation zu sehen, die Beuys für das Kaiser-Wilhelm-Museum gestaltet hat. Ein anderes Bild zeigt ihn im Gespräch mit Otto Brües. Ein weiteres beim Aufmalen eines Friedrich-Kopfes auf eine Schultafel.


Die Bilder sind gegenständlich, aber dennoch abstrakt verfremdet. Sie enthalten einen realen Kern in romantischer Umgebung. Diese Kontraste machen ihren besonderen Reiz aus.


Stückes Interesse am Thema ist geistiger Art: "Wie gehen wir mit tradierten Vorstellungen um?" Gerade das kecke Überspringen der Zeitmauer verleiht unserer Vorstellung von historischen Persönlichkeiten neue Perspektiven.


Die Ausstellung am Westwall 124 eröffnet am Sonntag, 1. Oktober, um 18 Uhr. Sie bleibt bis zum 5. November zu sehen (montags 14-16.30 Uhr; dienstags bis freitags 10 - 12.30 Uhr).
Parallel zeigt auch das Niederrheinische Literaturhaus an der Gutenbergstraße 21 Werke aus dem Zyklus. Das Haus wird bei Veranstaltungen und nach Vereinbarung geöffnet (Tel.: 59 90 72).