1. Krefeld

Premiere im Stadttheater: Rockiges Ballett: Der Teufel hat das Fernsehen gemacht

Premiere im Stadttheater: Rockiges Ballett : Der Teufel hat das Fernsehen gemacht

Das neue Ballettstück im Stadttheater bietet ein rockiges Feuerwerk an Musik, Farben und Effekten.

Das Publikum wurde seiner Begeisterung kaum Herr. Bei der Premiere des neuen Ballettstücks "Teufelskreis" am Samstag brandete im Parkett des Stadttheaters immer wieder Zwischenapplaus auf. Am Schluss dann steigerte sich der Applaus rasch in rhythmisches Klatschen, verzückt erhoben sich die Zuschauer von den Sitzen, wollten die glücklichen Tänzer gar nicht mehr von der Bühne lassen.


Was hat diesen außergewöhnlichen Erfolg bewirkt?


Sicherlich trägt dazu bei, dass die Choreographie von Ballettdirektor Robert North ein Handlungsstück ist. Es erzählt eine verständliche Geschichte: Der Teufel wütet in einer normalen Familie, verführt durch Drogen und moderne Medien Eltern und Kinder, bis diese wieder zu ihrer Identität finden.


Diese Geschichte wird nicht nur anschaulich erzählt, sondern neben aller Dramatik auch vielfach witzig: Wenn der Großvater, der dem Enkel gegen den Teufel beisteht, plötzlich einen Kollaps erleidet, macht der Teufel ein neckisches Victory-Zeichen ins Publikum. "Ich war´s", soll das heißen.


Aber auch die Ausstattung überzeugt. Auf der Bühne sind gigantische Nachbildungen von PC-Tastatur und Bildschirm zu sehen. Symbol der modernen Medienwelt, die für viele "User" zum Götzen erhoben ist. Die Teufelsfigur stellt nur deren Personifizierung dar.


Absolute Klasse bieten die Tänzer selbst. Paolo Franco ist allein schon durch seine geringe Körpergröße zur Sohnesrolle prädestiniert, die er in Jeans und T-Shirt mit jugendlicher Lässigkeit ausfüllt. Den Vater tanzt Marco A. Carlucci, standesgemäß in Anzug und Krawatte. Und Großvater Luca Ponti gibt schauspielerisch überzeugend den Greis mit Stock, bis er völlig überraschend die Beine schwingt.


Hintergrund der bezaubernden Tanznummern ist natürlich die Musikauswahl. Robert North hat Stücke vom Barock bis zum aktuellen Rock im Angebot und bietet als Fetzer sogar Pop von Michael Jackson auf.


Nicht zuletzt die rockigen Einlagen sprechen auch ein jüngeres Publikum an. Wenn Eltern oder Lehrer überlegen sollten, wie sie Kinder ans Ballett heranführen könnten, dann sei auf diese Aufführung verwiesen. Nicht nur wegen ihres Tempos, ihres Witzes und visueller Effekte mit Licht und Videoclips. Auch das Thema, die Verführbarkeit durch die Medienwelt, dürfte junge Leute angehen.

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Dass der Teufel aus dem Fernseher springt statt aus dem iPhone, ist dabei allerdings ein wenig veraltet. Daran mag man erkennen, dass North das Stück bereits vor 12 Jahren in einem Essener Theater uraufgeführt hatte.

Weitere Aufführungen:
11., 21. Mai; 21., 27. Juni; 7., 14. Juli. Beginn: 19.30 Uhr.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/ 805 - 125.