Die neue Direktorin des KWM legt das Programm 2017 vor : Das Abenteuer des ersten Jahres
Krefeld Eine Familie zieht wegen des Brexits von England nach Krefeld. Das ist die Ausgangslage für das international berühmte Künstlerpaar Elmgreen&Dragset, das Haus Lange an der Wilhelmshofallee komplett umzugestalten.
Inklusive Garten und allen Nebenkammern. Vor den Augen der Besucher wird eine fiktive Wohnung entstehen, die eine fiktive Lebensgeschichte einer fiktiven Familie widerspiegelt.
Solche Einrichtungen sind das Markenzeichen des skandinavischen Künstlerpaares, das sie bereits in Peking und anderen Städten der Welt umgesetzt haben. "Im Haus Lange realisieren Elmgreen & Dragset ihre erste Einzelausstellung am Niederrhein", erklärt Kuratorin Dr. Magdalena Holzhey stolz. Die Ausstellung wird vom 19. Februar bis 27. August zu sehen sein.
Sie gehört zu den spektakulären Formaten, mit denen die neue Direktorin der Krefelder Kunstmuseen, Katja Baudin, ihr erstes Jahr in der Seidenstadt verantwortet.
"Ich möchte einen Dialog erzielen zwischen Kunst und Alltag", betont Baudin, " zwischen Kunst und angewandter Kunst". Denn diese Dialoge gehören seit seiner Gründung zur Substanz des Kaiser-Wilhelm-Museums. "Das ist in Deutschland so häufig nicht", verweist Baudin auf das Besondere dieses zentralen Kunstmuseums am Niederrhein.
So gehört das KWM auch zu den ersten Museen, die nach dem Krieg die damals hypermoderne Videokunst angekauft haben. Vom 12. bis zum 26. März wird das Haus wichtige Beispiele aus seiner Sammlung in einer eigenen Ausstellung mit dem Titel "Zwischenspiel" vorführen.
Der Titel verweist auf die nachfolgende Ausstellung, die das ganze Haus beherrschen und die aktuelle Ausstellung "Das Abenteuer unserer Sammlung" fortführen wird. Kuratorin Dr. Sylvia Martin zeigt vom 30. März bis 1. Oktober den mit Spannung erwarteten zweiten Teil. Diesmal sollen vor allem Schenkungen zu sehen sein: "Wir haben 80 Puppen des indonesischen Schattentheaters in unserer Sammlung, die im Jahre 1906 der Prinz von Java dem Museum geschenkt hatte", gibt Dr. Martin ein aufregendes Beispiel. Aber auch Kunst, die vom Museum selbst inspiriert wurde, soll gezeigt werden.
Ein Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit des KWM mit fremden Wissenschaftlern bietet die geplante Ausstellung über den Krefelder Maler Adolf Höninghaus (1810 - 1882). Der Schüler der Düsseldorfer Malerschule reiste bis nach Sizilien, um anregende Motive für seine Landschaftsbilder zu finden. Diese werden von der Universität Kassel erforscht, an der Restaurierung der Gemälde beteiligt sich die Universität Köln. In Krefeld präsentiert Dr. Martin sie unter dem Titel "Der unersättliche Blick" vom 19. Oktober bis Anfang 2018.
Direktorin Katja Baudin selbst wird im Herbst 2017 ihre erste Ausstellung kuratieren. Ihr schwebt ein Wechselspiel zwischen den Häusern Lange und Esters vor. Dabei sollen jeweils eine historische Sicht und eine zeitgenössische Perspektive durch ein gemeinsames Konzept miteinander verbunden werden.
Man sieht: den Kunstfreunden in Krefeld und am Niederrhein steht offenbar ein spannendes Jahr bevor.
Weitere Infos:
www.kunstmuseenkrefeld.de
