1. Krefeld

Christliche Kleidung: Info-Tag in Krefeld

Christliche Kleidung: Info-Tag in Krefeld

Das Textilmuseum führt einen Studientag zum Thma durch. Teilnehmen kann jeder Interessierte.

Krefeld (red). Im Museum Burg Linn wird zurzeit die Sonderausstellung „Krefeld und die

Religionsfreiheit. 400 Jahre Toleranz in einer niederrheinischen Stadt“ gezeigt. In verschiedenen Sektionen wird die Geschichte Krefelder Religionsgemeinschaften dargestellt, auch deren Konflikte und das Zusammenleben. Die Ausstellung ist Teil des Projekts „himmelwärts – religiöses Leben an Rhein und Maas“. An diesem beteiligen sich 50 Museen und Kultureinrichtungen des grenzüberschreitenden Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks Niederrhein. Das Deutsche Textilmuseum Krefeld veranstaltet als Punkt des Begleitprogramms zu dieser Ausstellung am Freitag, 24. April, den Studientag „Kleidung als Ausdruck christlicher Religiosität“. Vier Referenten berichten über die verschiedenen Bereiche dieses Themengebiets: Zu den Ursprüngen des Mönchshabits, über die Krefelder Paramentenproduktion, die Verwendung von Textilien im katholischen Gottesdienst und über Kleidung als religiöses Signal. Über das Thema des Studientags informiert vorab Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld, im Interview.

Frage: Wann haben sich Formen von Kleidung entwickelt, die der christlichen Religion zuzuordnen sind? Welche waren das?

Fleischmann-Heck: Bereits in der Spätantike haben sich für den christlichen Kultus

Kleidungsformen entwickelt, ebenso hat sich in dieser Zeit wohl eine Form des Mönchhabits herausgebildet. Leider besitzen wir aus dieser Epoche keine originalen Gewänder, sondern wir sind im Wesentlichen auf schriftliche und bildliche Quellen für einen historischen Überblick angewiesen. Bildliche Darstellungen für die Kleidung in der Messliturgie datieren aus dem frühen Mittelalter, zum Beispiel auf Elfbenbeintafeln, die ursprünglich vermutlich als

Einbandschmuck dienten. Die liturgische Kleidung, also die Kleidung für den Gottesdienst, ist aus der spätantiken Profankleidung hervorgegangen und hat sich im Laufe der Zeit aus der römischen Amtskleidung entwickelt. Zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert entstand eine spezielle Kleidung für den Gottesdienst, die den Geistlichen von den Laien unterscheidet und einen repräsentativen Charakter besitzt. Während die Kleidung von Ordensschwestern und -brüdern meist nicht nur im liturgischen Kontext, sondern auch im Alltag getragen wird, differenzieren katholische und evangelische Geistliche zwischen Kultus und privatem Anlass. Während der Messliturgie müssen die Gewänder der Priester, der Diakone und Messdiener Zeichen und zugleich Symbol sein.

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Frage: In welcher Form haben sich unterschiedliche hristliche Gruppen in den vergangenen Jahrhunderten urch ihre Kleidung voneinander abgegrenzt?

Fleischmann-Heck: Etwa seit dem 7. Jahrhundert entwickelte sich eine spezielle Sakralkleidung, das bedeutet, kurz gefasst, die Gewänder für die Amtsträger im Gottesdienst bekamen eine symbolische Bedeutung. Nach der Reformation änderte sich lange Zeit nicht viel, die protestantischen Pfarrer trugen weiterhin Messkleidung. Erst nach 1811 ist der Talar zur Amtstracht und zum Teil der liturgischen Kleidung der evangelischen Pfarrer geworden. Kleidung als Ausdruck von Zugehörigkeit zu einer bestimmten christlichen Glaubensgruppe ist ein Merkmal von einigen täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaften, wie zum Beispiel den Amischen und Mennoniten, für die lokal begrenzt zeitweise Kleidervorschriften belegt sind.

Frage: Wann und warum verlor Kleidung als Ausdruck christlicher Religiosität im privaten Bereich in Deutschland an Bedeutung?

Fleischmann-Heck: Im privaten Bereich der christlichen Gläubigen in Deutschland spielt und spielte auch in der Vergangenheit Kleidung als Ausdruck von Religiosität kaum eine Rolle, nur vereinzelt in speziellen Glaubensgemeinschaften sowie im Bereich der Geistlichkeit, der Amtsträger und der Ordensangehörigen, die mit dem Tragen eines Habits persönliche Haltungen und Empfindungen ausdrücken. Im 20. Jahrhundert fanden schließlich entscheidende Umwälzungen statt: Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erfuhren sowohl die liturgischen Gewänder als auch die Ordenstrachten Veränderungen. Die Kleidung wurde vereinfacht und passte sich in Einzelfällen der Zivilkleidung an. Bis heute, in einer Zeit vielfältiger Lebensentwürfe, werden von katholischer und evangelischer Seite engagierte Diskussionen über dieses komplexe Thema geführt, die insbesondere die Form der Amtskleidung von Geistlichen, Ordensangehörigen und Laien betreffen.

DAS PROGRAMM

Programm des Studientags zum Thema „Kleidung als Ausdruck christlicher Religiosität“ am 24. April im Vortragssaal „Scheune“ des Museums, Albert-Steeger- Straße 5

9 Uhr: Einlass

9.30 Uhr: Begrüßung durch den Kulturdezernenten der Stadt Krefeld, Gregor Micus, Begrüßung durch Dr. Christoph Dautermann, Museen Burg Linn, sowie Dr. Annette Paetz gen. Schieck und Dr. Isa

Fleischmann-Heck, Deutsches Textilmuseum Krefeld

10 Uhr: Vorträge

- Dr. Annette Paetz gen. Schieck: „Zu den Ursprüngen des Mönchshabits in der Spätantike“

- Dr. Ingeborg Neubert: „Zur Paramentenstoffproduktion in Krefeld im 19. Jahrhundert“

- Sr. Klara Antons: „Kleidung im Gottesdienst“

- Pfarrer Christoph Wiebe: „Kleidung als religiöses Signal“

12.30 Uhr: Mittagspause

13 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Krefeld und die Religionsfreiheit“ im Museum Burg Linn durch Dr. Christoph Dautermann (wahlweise

Besuch der Ausstellung im Deutschen Textilmuseum)

14 Uhr: Diskussionsrunde in der „Scheune“

15 Uhr: Ende der Veranstaltung

Die Vorträge sollen zur Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Kleidung im Rahmen der eigenen Religionsgemeinschaft anregen und Stoff für eine interessante Diskussion bieten. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei und steht allen Interessierten offen.

Anmeldung wird erbeten unter 02151 9469450 oder

textilmuseum@krefeld.de.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)