1. Krefeld

Briefwechsel des Bauhaus-Künstlers Georg Muche im Krefelder Stadtarchiv

Stadtarchiv erwirbt Briefwechsel von Bauhaus-Künstler : „Tochter fürs Berufsleben zu empfindsam“

Das Stadtarchiv erwirbt Briefwechsel des berühmten Bauhaus-Künstlers Georg Muche, der als Hochschullehrer lange Jahre in Krefeld wirkte.

Besuchern der Volkshochschule am Von-der-Leyen-Platz ist der Muche-Saal ein Begriff. Ein beliebter Vortragsort, ausgestattet mit wandhoher Malerei.

Doch der Namensgeber ist nicht allen Besuchern geläufig. Es handelt sich um Georg Muche, Maler der abstrakten Moderne, Vertreter des Bauhauses, Kunstprofessor und von 1939 bis 1958 Lehrer der Meisterklasse für Textilkunst an der damaligen Textilingenieurschule in Krefeld.

Ein Auktionshaus in Berlin hat nun der Stadt Krefeld eine Sammlung von Briefen und weiterer Schriften des in Fachkreisen berühmten Künstlers angeboten. Und das Stadtarchiv schlug gerne zu. „Die Briefe werfen ein Schlaglicht auf die Person Muches“, freut sich Stadtarchivar Dr. Olaf Richter über den Neuzugang. Vor allem auch bilden sie einen Baustein zur Erkundung des Netzwerkes, das der Künstler und Hochschullehrer unterhielt.

So steht im Mittelpunkt des Materials der Briefwechsel mit einer ehemaligen Schülerin an der Krefelder Textilkunstklasse. Ruth Winterhoff, deren Familie an der Moerser Straße wohnte und die wohl auch die ursprüngliche Eigentümerin der Briefsammlung war, hielt trotz ihres Wegzuges nach München Kontakt zu ihrem ehemaligen Hochschullehrer. Bedeutsame Inhalte künstlerischer oder zeitgeschichtlicher Art enthält der Briefwechsel indes nicht. Doch verleiht er manche Einsicht in den „Stil“ der Zeit. 

Besonders auffällig für den heutigen Leser ist ein Briefwechsel zwischen Muche und dem Vater seiner Ex-Schülerin im Jahre 1954. Darin rät der Kunstprofessor überraschend von einer Anstellung der Tochter in einem Atelier entsprechend ihrer Ausbildung ab. Die Begründung klingt für unser heutiges Verständnis kurios: „Die Empfindsamkeit Ihrer Tochter wird robustere Anforderungen des Berufslebens kaum ohne Schaden ertragen können“. Neben einer persönlich-psychologischen Einschätzung spielt bei diesem Ratschlag sicherlich auch das antiquierte Geschlechterbild der 50er Jahre eine Rolle. Insofern bilden Briefe überhaupt stets einen authentischen Einblick in das Denken und Empfinden einer Epoche.

Nicht zuletzt deshalb, aber auch, um das Netzwerk des berühmten Krefelder Hochschulehrers besser kennenzulernen, ermuntert Krefelds Kulturbeauftragte Dr. Gabriele König weitere Besitzer von Muche-Briefen dazu, ihre Bestände ebenfalls dem Stadtarchiv zu übergeben.

Auch Fotos befinden sich im Besitz des Archivs. Dr. Richter holt ehemalige Presseaufnahmen hervor, die die Verabschiedung des langjährigen Lehrers an der damaligen Textilingenieurschule festhielten.

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Muche zog danach an den Bodensee, wo er 1987 verstarb. Sein Werk, nicht zuletzt bedeutende Fresken, bleibt Bestandteil der Kunstgeschichte. Seine Briefe gehören ebenso dazu.