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Neuer Leiter beim Weißen Ring Krefeld: 300 Verbrechensopfer pro Jahr suchen Hilfe

Neuer Leiter beim Weißen Ring Krefeld : 300 Verbrechensopfer pro Jahr suchen Hilfe

Führungswechsel bei den Opferschützern: Bettina Lindgens übergibt die Leitung der Krefelder Außenstelle des Weißen Rings an Walter Domröse, einen pensionierten Kripo-Beamten.

"Für Opfer von Verbrechen verändert sich das Leben von einer Sekunde auf die andere", sagt Bettina Lindgens. Sie hat in den mehr als vier Jahren als Leiterin der Krefelder Außenstelle des Weißen Rings hunderte Gespräche mit Opfern von Sexualdelikten, Körperverletzung und Häuslicher Gewalt geführt.

"Oft kann schon ein Beratungs-Scheck für einen Anwalt eine große Hilfe sein. Opfer wissen oft gar nicht, welche Hilfsmöglichkeiten es gibt", erläutert Bettina Lindgens.

Besonders erinnert sie sich an den Fall eines jungen Zuwanderers, der in Krefeld in die Fänge eines Pädophilen geraten war. Erst durch den Weißen Ring erfuhr der junge Mann von der Möglichkeit, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was er auch tat. Dafür ist er Jahre später noch dankbar.

Das wichtigste Hilfsmittel des Weißen Rings ist das Opfertelefon. Wer die "116 006" anruft, erreicht es. Am anderen Ende ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereins - in Krefeld wechseln sich nun Walter Domröse und seine Stellvertreterin Angelika Rohr wöchentlich am Telefon ab.

Das Telefon läutet fast jeden Tag. 300 Anrufe zählte der Weiße Ring Krefeld im vergangenen Jahr. Das heißt: 300 Schicksale von Verbrechensopfern, die Tag und Nacht Rat und Hilfe suchen.

In 128 Fällen konnte der Verein Krefelder Opfer von Kriminellen im vergangenen Jahr finanziell unterstützten. Insgesamt flossen so 39.000 Euro.

Der Wechsel an der Spitze der Krefelder Außenstelle verlief glatt. Am 1. Januar übernahm Walter Domröse die Leitung des Ehrenamtler-Teams. Er macht seit fünf Jahren beim Weißen Ring mit und wird dabei von seiner Ehefrau unterstützt..

Im Polizeipräsidium wurde der Wechsel jetzt mit einer Feierstunde begangen - in Anwesenheit des rheinischen Landesvorsitzenden des Weißen Rings Dieter Gawlitta, des Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer und von Polizeipräsident Rainer Furth.

Bettina Lindgens hatte aus beruflichen Gründen um den Wechsel gebeten. Der Krefelder Politik schrieb sie zum Abschied ins Stammbuch, sich für die "anonyme Spurensicherung" einzusetzen.

Das heißt, dass ein Vergewaltigungsopfer ins Krankenhaus gehen, und dort Spuren der Tat sicher lassen kann, auch wenn sie noch keine Anzeige erstattet hat. In anderen Städten sei dies mittlerweile möglich, in Krefeld noch nicht.