1. Krefeld

Diakonie kämpft gegen Defizit: Raus aus den roten Zahlen

Diakonie kämpft gegen Defizit : Raus aus den roten Zahlen

Die Diakonie leistet wertvolle soziale Hilfe aus christlicher Verantwortung. Doch der Betrieb schreibt rote Zahlen.

"Ich will keine Leute entlassen", bekräftigt Ludger Firneburg. Aber Strukturen ändern muss der neue Geschäftsführer der Diakonie Krefeld-Viersen eine Menge.


Schließlich betrug das Defizit der kirchlichen Sozialeinrichtung im letzten Jahr rund 200.000 Euro. "Seit 2015 sind wir in den roten Zahlen", gibt Firneburg zu bedenken. Es ist seit 1. Januar sein Job, den Trend umzukehren.


Die Kurberatung für gestresste Mütter fiel dem Rotstift bereits zum Opfer. "Die haben wir geleistet, ohne dafür Zuschüsse zu bekommen", erläutert der neue Chef den Hintergrund. Auch der Vertrag mit der Fahrradstation am Krefelder Hauptbahnhof wird zum September diesen Jahres gekündigt. Das ist besonders schade, weil hier Langzeitarbeitslose eine Beschäftigung fanden.


Der größte Batzen muss aber über Neuverhandlungen mit der Stadt Krefeld und dem Kreis Viersen herein kommen: "Wir müssen über eine Anpassung der Verträge mit den Kommunen verhandeln", bestätigt Firneburg.


Die evangelische Kirche, der Träger der Diakonie, steuert rund 700.000 Euro zum jährlichen Etat von sieben Millionen Euro bei. Der Rest stammt aus Zuschüssen der Kommunen und des Landes Nordrhein-Westfalen.


Dafür leistet die Diakonie Beträchtliches: Sie unterhält eine Schuldnerberatung, eine Erziehungshilfe, eine Integrationsagentur. Sie berät Hilfsbedürftige in Lebensfragen wie Partnerschaftskonflikten oder ungewollten Schwangerschaften, bietet ein Möbellager und betreutes Wohnen für Menschen in schwierigen Lebenslagen an und kümmert sich um Straffällige. Alles aus christlicher Nächstenliebe heraus. Allein die Bahnhofsmission verzeichnete im letzten Jahr rund 21.000 Kontakte mit Hilfsbedürftigen. Im Jahr zuvor waren es "nur" 18.000.


Die Zahl der Hilfsbedürftigen steigt in allen Bereichen der Diakonie. Auch die Aufgabenfelder haben zugenommen. So ist beispielsweise die Flüchtlingsaufnahme hinzugekommen, die zu einem Teil von der Diakonie selbst finanziert werden muss.
Steigende Kosten, steigende Aufgaben und steigender Bedarf erklären das strukturelle Defizit. "Das ist eine wesentliche Herausforderung für mich", ist sich der neue Leiter der Schwere seiner Aufgabe bewusst.


Ludger Firneburg kennt sein Haus. Im Jahre 2000 fing der Diplom-Pädagoge als Erziehungsberater bei der Diakonie an. Die letzten fünf Jahre war der 54-Jährige Stellvertreter der Geschäftsführerin. Ein Posten, der jetzt aus Sparsamkeit ebenfalls wegfällt.