Szenische Lesung ukrainischer Frauen : „Krieg und F...“ im Schlosstheater
Moers Am kommenden Samstag, 25. November, um 19.30 Uhr werden im Schlosstheater Moers einige der Autorinnen aus dem Buch „Krieg und F...“ vorlesen. Das Buch versammelt Erinnerungen an den Beginn des Krieges, den Morgen des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Man kann es sich nicht vorstellen. „Am Tag des Kriegsbeginns habe ich die Ukraine verlassen“, erzählt Iryna Kravets. „Gegen fünf Uhr morgens haben wir die ersten Explosionen gehört, in Kiew und um Kiew herum. Freunde haben uns angerufen und gesagt, dass der Krieg jetzt beginnt.“ Nach Deutschland sei sie gekommen, weil ihr ältester Sohn in der Abschlussklasse war und schon sehr gut Deutsch konnte - mittlerweile studiert er an der RWTH Aachen.
Auch ihre Tochter Anna hat ihre Erinnerungen für das Buch „Krieg und F...“ aufgeschrieben; ihren Text hat sie für die Buchvorstellung am Samstag auf Video eingelesen. „Es war sehr emotional für sie, diesen Text aufzusprechen“, sagt Iryna Kravets. „Das kann ja auch eine Retraumatisierung sein“, sagt Schlosstheater-Dramaturgin Sina Corsel, die Texte halten „sehr private, persönliche, extreme Erfahrungen“ fest. Schlosstheater-Schauspielerin Joanne Gläsel, die die Texte derjenigen Frauen, die nur auf Ukrainisch vorlesen möchten, auf Deutsch vorlesen wird, empfindet „Hochachtung“: für die Erinnerungsleistung, für die literarische Qualität, für den Mut zur Flucht und die Energie, hier etwas Neues aufzubauen. „Ich muss zusehen, dass mich das nicht selbst zu sehr mitnimmt“, sagt sie und sieht sich als „Transporteurin“ der Erzählungen. Olga Weinknecht vom Awo-Kreisverband Wesel, die das Buch zusammen mit der Fotografin Andrea Zmrzlak initiiert hat, bestätigt, dass Joanne Gläsel für die ukrainischen Frauen eine große Hilfe dabei ist, ihre Texte auf einer Bühne vorzutragen. „An Deiner Intonation spüre ich, dass Du das fühlst, was in den Texten steht“, sagt Iryna Kravets.
Wie viele Wörter im Deutschen mit F beginnen, hat Olga Weinknecht auf den Buchtitel gebracht: Frieden, Frauen, Familie, Freiheit, Freundschaft ... „und alle passen zu den Erzählungen in dem Buch“.
„Wir erleben ja gerade ’konkurrierende Krisen’“, sagt Sina Corsel, „der Fokus zerstreut sich gerade weltweit.“ Aber das Leid der Ukrainerinnen ist ja nicht vorbei. Wie ihre Mitautorinnen hofft auch Iryna Kravets darauf, in ihre Heimat zurückkehren zu können, aber niemand weiß, wie lange der Krieg noch dauern wird. Am Samstag kehren sie noch einmal zurück an den Anfang des Krieges, wahrscheinlich den schlimmsten Tag ihres Lebens.
„Krieg und F...“, szenische Lesung am Samstag, 25. November, um 19.30 Uhr im Schlosstheater Moers, Eintritt frei. Um Reservierung via E-Mail an info@schlosstheater-moers.de wird gebeten