1. Niederrhein

Wacken 2023: Heavy Metal-Festival extrem - Symphonie in Matsch

Wacken 2023 : Heavy Metal-Festival extrem - Symphonie in Matsch

Rund 61.000 Fans feierten bei einer denkwürdigen 32. Auflage des Wacken Open Air 2023. Einer von ihnen: Ferdi Seidelt, Rheinhauser CDU-Fraktionsvorsitzender (rechts im Bild, links sein Vize Kai Müller), stellvertretender Bezirksbürgermeister, Journalist und Metal-Head.

Fahrer und Co-Pilot zucken zusammen. Eben noch auf einer befestigten Landstraße, gerät das bis zum Anschlag mit Equipment beladene Auto von den von Schlamm gefluteten Stahlplatten ab und setzt sich entspannt in den Matsch. In der Nähe stehende Metaller kommen herbei. Seitenfenster vorne runter, Sicherheitsgurte raus als „Ochsengeschirr“, zwei Muskel-Berge müssen ran, der Rest hinten als „Drückerkolonne“ – das hilft normalerweise, diesmal nicht. Es bleiben acht Freunde mit Moorbad, gut dass ein Traktor kommt - Kraft, Allrad und Differentialsperre machen ihre Arbeit.

Alltag unter Metalheads? Ja. Denn diese sind nicht, nur weil sie so aussehen, roh, wild, chaotisch, undiszipliniert, exzessiv, teufelsbesessen, zügellos und brutal, sondern – so beweisen es viele Untersuchungen – sie stehen für vorbildliches soziales Verhalten in gelebter Freiheit, unbeirrbare Toleranz und Hilfsbereitschaft. Metaller lassen keinen liegen.

Anders ist es nicht zu erklären, dass vier Stunden nach Ende des nassen und stürmischen Chaos-Festivals die 85.000 Karten für 2024 restlos vergeben sind. Vom Line Up werden als First Look lediglich die Headliner von „Scorpions“ und „In Extremo“ sowie einige andere Bands genannt. Klar, es war und ist nicht die Schuld der Veranstalter von „Wacken Open Air“, dass es vor Beginn des Festivals eine Woche lang regnete und die Äcker und Wiesen einen halben Meter durchgematscht wurden.

Zurück zum Festival 2023: Wer vor der Zeit, am Dienstag, anreiste, kommt auf den letzten Drücker auf den Platz. Bereits in der Nacht auf Mittwoch sperrt die Orga das Gelände. Die Fans, die schon da sind, rücken zusammen. Die, die derweil unterwegs sind, parken zu tausenden auf dem Parkplatz des HSV-Stadions und in anderen Orten, die auf der Strecke liegen. Andere stehen ante portas im Stau, machen es sich über Nacht im Auto bequem. Statt 90.000 Menschen sind es „nur“ 60.000 Gummistiefel-Paare, die durchkommen und den „Holy Ground“-Morast ein um das andere Mal durchpflügen.

Irgendwie bekommen es die rührigen Wacken-Macher hin, dass das auf der Kippe stehende Event mit nur drei Stunden Verspätung beginnt. An vier Tagen spielen auf sieben Bühnen 120 Bands. Faster, harder, louder, wie sonst kaum anderswo. Aus Sicht des Berichterstatters absolut top ist die ukrainische Formation „Jinjer“ mit der bärenstarken Tatiana Shmailyuk, aber auch die Laune verbreitenden Formationen von Ensiferum, Alestorm und Saltatio Mortis verfehlen ihre Wirkung nicht. Dort geben die Oldies von „Uriah Heep“ ihr Bestes, an anderen Stellen erklärt Comedian Torsten Sträter (Dortmund) die Welt und liefert Doro Pesch (Düsseldorf) mit ihrer „40th Anniversary-Show“, derweilen läuft Mille Petrozza (Essen) mit Kreator zur Höchstform auf. Das Metal Battle, seit 18 Jahren auf W:O:A ein Must Have, gewinnt Phantom Excaliver aus Japan, die Gruppe Erasing Mankind MB aus Ägypten landet unter ferner liefen. Beide Bands sind unsere Zeltnachbarn, jeder Musiker ein kleines Wurf-Zelt – das reicht. Die und wir, die Journalisten, die Grenzen verwischen. Wacken halt (fs).

Hier geht es zur Bilderstrecke: Symphonie in Matsch