Faust-Oper im Krefelder Stadttheater : Bilder mit Gänsehaut-Effekt
Krefeld Die neue Spielzeit im Krefelder Stadttheater hat begonnen. Den Auftakt bildet die französische Oper „Margarethe (Faust)“. Die Inszenierung beeindruckt durch opulente Bilderbögen.
Mit einer grandiosen Operninszenierung hat das Stadttheater die neue Spielzeit eröffnet: „Margarethe“ ist die französische Fassung von Goethes Faust. Vertont von Komponist Charles Gounod und 1859 in Paris uraufgeführt.
Anders als Goethe fokussiert sich Gounod ganz auf die Gretchen-Geschichte. Deshalb auch der abweichende Titel. Die junge Margarethe wird bekanntlich vom alternden Dr. Faust, dem der Teufel die Jugend zurückgegeben hat, verführt und mit einem unehelichen Kind zurückgelassen, das sie schließlich aus Verzweiflung tötet.
Die Musik Gounods fängt die dunklen Stimmungen mit romantisch anmutenden Klängen ein. Die Niederrheinischen Symphoniker im Orchestergraben unter Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson spielen sie kraftvoll aus. Präzise abgestimmt auf die Musik haben Regisseur Anthony Pilavachi und Bühnenbildnerin Tatjana Ivschina für eine unheilvolle Kulisse aus Nebel, Wolken und trübem Himmel gesorgt.
Dann aber schnippt Mephisto, der Teufel, mit den Fingern und augenblicklich verändert sich die ganze Welt. Bunte Farben leuchten auf, der große Theaterchor mit zahlreicher Statisterie übernimmt in jubelndem Markttreiben die Bühne. Mephisto führt seinen Faust, dem er als Gegenleistung für die Jugend seine Seele abgerungen hat, in das quirlige Leben ein. Entsprechend hüpft nun die Musik in „französischer Leichtigkeit“.
Mindestens drei Mal beherrscht der große Theaterchor unter Leitung von Michael Preiser die Bühne wie ein Wimmelbild in Breitwandformat. Kostümbilderin Tatjana Ivschina hat die Chorsänger und Statisten in Kostüme des 19. Jahrhunderts gewandet. Ebenfalls ein Unterschied zu Goethes Faust, der im 16. Jahrhundert spielt. In der Oper treten die Dirnen in schrillen Negligés auf, die Soldaten in Uniformen, die Studenten mit bunten Kappen und die Bürger mit Zylinder. Das Bild ist so bunt und vielfältig, dass der Zuschauer kaum weiß, wo er als erstes hinschauen soll.
Überdies bietet die Oper wunderbare Arien. Bei der Premiere ragten Rafael Bruck als Margarethes Bruder und der stets raumgreifende Matthias Wippich als Mephisto heraus. Die Klagen Margarethes (Sophie Witte) gehen ans Herz. Die Oper wird auf französisch gesungen. Dramaturgin Ulrike Aistleitner hat aber dafür gesorgt, dass deutsche Obertitel stets die Orientierung wahren.
Zu einem wahren Gänsehauterlebnis treibt Regisseur Pilavachi den Schlussakt hoch, wenn nach einer Art Schwarzer Messe, in der Mephisto seinen Triumph über die menschlichen Seelen bereits vor Augen sieht, durch Margarethes Reue die göttliche Erlösung in gleißendem Licht aufscheint. „Gerettet“ - intoniert erleichtert der Chor.
Die Zuschauer bei der Premiere riss diese überwältigende Inszenierung buchstäblich von den Sitzen. Der Jubel wollte kaum enden. Die Sänger strahlten vor Glück.
Weitere Vorstellungen: 16. (18 Uhr), 29. September; 20. Oktober; 5., 14., 22. November; 27. Dezember. Beginn: 19.30 Uhr.
Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805125 oder www.theater-kr-mg.de