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Interview Niklas Wellen vor Hockey-WM

Niklas Wellen vor Hockey-WM : „Für mich zählt nur der Titel“

Der Krefelder Niklas Wellen brach am Freitag mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Indien auf. Vor dem Abflug sprach er mit dem Extra-Tipp.

Gemütliche Festtage im Kreise der Familie liegen hinter Niklas Wellen. Man könnte es als Ruhe vor dem Sturm bezeichnen. Denn der Krefelder hat gemeinsam mit der Hockey-Nationalmannschaft Großes vor. Bei der Weltmeisterschaft in Indien rechnet sich das DHB-Team einiges aus. Die Deutschen starten am kommenden Samstag (14. Januar) mit dem ersten Gruppenspiel gegen Japan ins Turnier.

Wie verlief denn die Vorbereitung auf die WM?

Niklas Wellen Die war sehr intensiv. Ende Oktober waren wir für einen Lehrgang in Argentinien, anschließend ging es für zwölf Tage nach Südafrika, ehe im Dezember einige Tests in Spanien erfolgten. Wir als Nationalmannschaft brauchen auch diese Phasen, da wir, anders als andere Länder, nur unregelmäßig zusammenkommen. In Belgien oder den Niederlanden ist es anders. Dort trainieren die Spieler mehr mit dem Nationalteam als mit dem Heimatverein. In Indien werden wir noch zwei verkürzte Testspiele gegen Südafrika und Australien haben. Und dann geht es endlich los.

Wie groß ist die Vorfreude auf den WM-Start? Und worauf wird es ankommen?

Wellen Ein gelungener Auftakt kann für den weiteren Turnierverlauf sehr wichtig sein. Sicherlich werden wir uns als Team aber auch erst einmal an die Begebenheiten vor Ort gewöhnen müssen. Es ist ja schon etwas anderes, wenn du plötzlich vor bis zu 20 000 Zuschauern spielst. Einige meiner Teamkollegen haben so etwas noch nicht ­erlebt. Das ist schon besonders. Die Inder sind verrückt auf ­Hockey, feiern den Sport. In den Stadien herrscht eine außergewöhnliche ­Atmosphäre.

Die deutsche Mannschaft hatte wenig Losglück - in der Vorrunde treffen Sie neben Japan und Südkorea auch auf Belgien, den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger.

Wellen Das stimmt. Aber wir müssen gegen Japan und Südkorea gewinnen, wenn wir etwas reißen wollen. Gegen Belgien geht es dann sicherlich um den Gruppensieg. Und dann schauen wir, wohin die Reise geht.

Wie hoch schätzen Sie denn die Chancen Ihrer Mannschaft ein?

Wellen Wir haben definitiv das Zeug, um das Turnier zu gewinnen. Zu den Topfavoriten zählen wir allerdings nicht. Da sehe ich Australien und Belgien vorne. Auch die Niederländer und Engländer rechnen sich sich etwas aus. Ob wir den Coup landen können, hängt von vielen Faktoren ab. Ich habe aber ein gutes Gefühl. Alles ist möglich bei dieser WM.

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Während der Weltmeisterschaft werden Sie und Ihre Partnerin zum ersten Mal Eltern. Stand Ihre Turnierteilnahme auf der Kippe?

Wellen Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Der Bundestrainer hat mir den Spielraum gelassen, und meine Freundin Kim sagte auch, dass sie Verständnis hat, wenn ich nach Indien reise. Aufgrund der großen Entfernung ist es ja leider nicht möglich, zwischendurch abzureisen und dann zurückzukehren. Am Ende habe ich mich für die WM-Teilnahme entschieden und werde alles dafür geben, als Dank auch die Goldmedaille mit nach Hause zu bringen. Denn die fehlt mir noch. Auch, weil es wohl meine letzte Weltmeisterschaft als Spieler ist, zählt für mich jetzt nur der Titel.

Denken Sie an das Karriereende?

Wellen Noch ist es nicht soweit. Ich möchte im Sommer die Europameisterschaft in Mönchengladbach spielen. So ein Turnier quasi vor der Haustüre kann man sich nicht entgehen lassen. Aber nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris könnte für mich Schluss sein. Zumindest als Nationalspieler.

Sie sind dann 29 Jahre jung - woher kommt dieser Entschluss?

Wellen Es reicht dann auch irgendwann einmal. Ich habe schon sehr viel erlebt, bin viel gereist und habe auf viele Dinge verzichten müssen. Und ich freue mich auf ein Leben abseits des Hockeys, möchte Zeit für Familie und Freunde haben.

Gibt es denn auch bereits berufliche Pläne?

Wellen Im April werde ich eine Teilzeitstelle als Datenanalyst bei einem mittelständischen Unternehmen beginnen. Und in ferner Zukunft werde ich sicherlich ins Familienunternehmen einsteigen. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Noch ist Hockey mein Leben.